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Weil doch bisher am neuen Jahr
Ein Glückwunsch immer üblich war,
So kann auch ich nicht unterlassen,
In Reimlein meinen Wunsch zu fassen,
So gut ich ihn im Herzen trag',
Und als gemeiner Mann vermag:
Ich wohlbestallter Donaubot',
Wünsch' nämlich, daß der liebe Gott
Recht bald durch Güte oder Schläge
Die Welt zur Besserung bewege;
Wenn dieses nicht in's Mittel tritt,
Verliert sie vollends den Credit.
Dem hohen und dem niedern Stand
In unserm guten Vaterland
Sey Klugheit, Eintracht, Ruh' und Frieden
Zur Hilf' in Leid' und Freud' beschieden;
Dann schmiegt sich leicht der Thalersack
Vertraulich an den Bettelpack.
Dem König schenke Gottes Huld
Noch ferner Weisheit und Geduld,
Um väterlich zu allen Zeiten
Sein ihm vertrautes Volk zu leiten,
Das ungeheuchelt ihn nach Werth
Mit Kindesliebe liebt und ehrt.
Auch wünsch' ich manchem weisen Rath
Nicht Köpfe blos zum Krautsalat,
Auch Köpfe, die vernünftig denken,
Und mit Verstand das Ruder lenken;
Denn manches Ja und manches Nein
Schließt oft das Glück des Menschen ein.
Hoch sey der Priester stets geehrt,
Der rein die Christusworte lehrt.
Dem Pfäfflein, das im Dunkeln wandelt,
Mit Segenspruch und Messen handelt,
Und pharisäisch denkt und spricht,
Dem gebe Gott das ew'ge Licht.
Den Kriegeshelden, den der Tod
Für Gott und Vaterland bedroht,
Den mögen seine Lorbeerkronen
Und edler Herzensstolz belohnen.
Wer Furcht hat vor dem Degenspitz,
Dem wünsch' ich Glück zum Ofensitz.
Den Rechtsgelehrten, der nach Pflicht
Dem Unrecht laut entgegen spricht,
Nie denkt, den Beutel sich zu spicken,
Und den Clienten zu berücken,
Erhalte Gott zu Rath und That
Als eine Stütze für den Staat.
Dem Arzte wünsch' ich in's Spital
Gesunder Kranken hohe Zahl,
Die reichlich für ihr langes Leben
Alljährlich ihm das Wartgeld geben,
Bis spät der Spruch ihr Grabmahl ziert:
Hier liegen sie und sind kurirt.
Dem Künstler wünsch' ich viel Gewinnst,
Dem Handwerksmann sein Brodverdienst;
Dem Bauern, daß ihm auf die Achse
Das Korn zur Ausfuhr doppelt wachse;
Dem Bettler statt dem »Helf' euch Gott!«
Ein Gläschen Wein und ein Stück Brod.
Der Kaufmann biet' die Waaren an,
Wie er mit Recht sie lassen kann;
Der Wirth mach' christlich seine Zeche,
Sey billig mit dem Gast und spreche
Nicht täglich den Sanct Florian
Um seinen Wasserkübel an.
Es zwacke nicht des Metzgers Beil
Zu viel von seines Kunden Theil;
Das Mühlrad höre auf zu rauschen,
Sieht es den Müller Mehl vertauschen;
Der Bäcker backe gutes Brod,
Und nütze nicht des Armen Noth.
Dem Ehmann, den die Allgewalt,
Des Satans an ein Weib geschnallt,
Das trotz all' ihrer Pferdemängel
Ihn glauben macht, sie sey ein Engel,
Dem nehme Gott sein Engelweib
In Himmel auf mit Seel' und Leib.
Dem Eheweibe, das der Mann
Zur Sklavin macht als Haustyrann,
Dem möge es die Welt verzeihen,
Wenn sie mit ein Paar Hirschgeweihen
Ihm seinen blöden Schafkopf krönt,
Daß ihn die halbe Welt verhöhnt.
Dem Jüngling, der auf seine Braut
Sein Heil und Glück der Zukunft baut,
Soll heute laut mein Wunsch erschallen:
Sie möchte ewig ihm gefallen;
Doch dem, der keine sucht und will,
Dem gratulir' ich in der Still'.
Das Mädchen, das in Unschuld glüht,
Und wie die Frühlingsrose blüht,
Das laß in ihrem Lebensgarten
Der Gärtner nicht zu lange warten,
Bis er mit Hymens Hand sie schmückt,
Und ihrer Schönheit Reize pflückt.
Der Schluß von meinen Wünschen sey:
Herr! Mache Griechenland bald frei,
Erdrücke seiner Zwietracht Hyder,
Weck' seinen Ruhm zum Leben wieder,
Damit es klar am Tage liegt,
Daß doch das Recht zuletzt noch siegt.