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Wann einst die Stunde meines Leidens
Vor mir erscheint,
Am ernsten Tage deines Scheidens
Mein Auge weint; –
Wann jede Freude meines Lebens
Mit dir entflieht,
Mein Trauerblick nach dir vergebens
Im Wahne sieht; –
Wann du vielleicht des Herzens Triebe
Dem Buhlen schenkst,
Des armen Knaben zarter Liebe
Nicht mehr gedenkst; –-
Wann die Natur, die mich entzückte,
Mein Sehnen mehrt;
Die Sonne, die so freundlich blickte,
Mein Feuer nährt; –
Die Blume in dem öden Thale
Nicht Thau mehr trinkt
Und vor des Mittags heißem Strahle
Zu Boden sinkt; –
Wann längst schon über meinem Grabe
Das Gräslein weht,
Vielleicht mein Name noch am Stabe
Des Kreuzleins steht; –
Wann aus der Asche meines Herzens
Ein Blümlein bricht,
Der Bote des geheimen Schmerzens:
Vergißmeinnicht;
Wann jedes Knösplein, das dem Triebe
Des Stamm's entsprießt,
Ein neuer Zeuge meiner Liebe
Und Sehnsucht ist; –
Des Thaues Tröpflein, das mit Beben
Dem Kelch' entfloß,
Zur Thräne wird, die ich im Leben
Um dich vergoß:
Dann naht mein Geist wie Frühlingswehen
Im Myrthenhain,
Und seufzt vor dir mit bangem Flehen:
»
Gedenke mein!«