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An meine Tabakspfeife.

Nimm, o du gute, treue, stille,
Begleiterin,
Entquollen meiner Herzensfülle,
Dies Danklied hin.

Du Weibchen, mir bei Tisch und Bette
Werth und geehrt,
Beim Morgen- und beim Nachtgebete
Mein Opferheerd!

Längst deckte deine sieben Gaben
Der Doctorhut,
Läg' nicht in Köpfen, die ihn haben,
Oft schlecht're Gluth.

Mit seiner ledernen Perücke
Lehrt kein Quartant,
Was mich in diesem Augenblicke
Dein luft'ger Tand.

Im Flitterdunst, der dir entschwebet,
Seh' ich die Welt,
Die, kaum entstanden, stolz sich hebet,
Und dann zerfällt.

Seh', wie des Ruhmes Adlerflügel
Nach Wolken greift,
Und selbst sich einen Wolkenhügel
Zum Grabschutt häuft,

Seh', wie der Narren leere Freude
Sich lachend schwingt,
Dann schmählich, wie dein Rauchgebäude,
Zu Boden sinkt.

Wie die Versprechungen der Großen
Sich mächtig bläh'n,
Und dann im Wirbel nied'rer Gloßen
Sich schwindelnd dreh'n,

Der falschen Freundschaft schwache Stärke
Durch Trug erhellt,
Wie sie am Probstein ihrer Werke
Zu Staub zerschellt,

Das karge Himmelsbild der Liebe,
Das stolz beglückt,
Und bei dem kleinsten Windstoß trübe
Und finster blickt.

Dies Alles, kleine Wunderpfeife,
Lern' ich von dir,
D'rum reicht dir eine neue Schleife
Mein Dank dafür.

Du bist's, die meine Lebensquelle
Zum Himmel schafft,
Das Ambra deiner Balsamwelle
Gibt Götterkraft.

Wenn ich am Rand des Grabes liege,
O wäre mir
Der letzte meiner Athemzüge
Ein Zug aus dir!


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