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Jakob Wassermann (geb. in Fürth 1873, lebt in Wien) begann mit dem düsteren Liebesroman »Melusine« als ein feiner Psychologe und Farbenkünstler. Eine virtuos nuancierte Sprache wußte sich dem Kolorit anzupassen. Die naturalistischen Grundzüge seines Wesens traten nur gedämpft, von durchklingenden Halbtönen des Symbolisten gemildert, hervor. Zu einem lebhafteren Kolorit kam er in seinem nächsten Roman »Die Juden von Zirndorf«. Hier ist mehr Temperament, mehr Leidenschaft, die Psychologie und Komposition gleich meisterhaft. Noch stärker beinahe trat seine Eigenart in den Novellen »Der ungeküßte Mund« und »Schläfst du, Mutter?« hervor, wo sich ihm Gelegenheit bot, seine Vorliebe für düstere, gedämpfte Stimmungen, für Rhythmus der Rede und sanfte Grundakkorde besonders deutlich werden zu lassen. Weniger gelungen in der Komposition ist der etwas zu breit angelegte Roman »Die Geschichte der jungen Renate Fuchs«. Es folgt »Moloch«, ein Roman, der durch die Wucht der Linie imponiert. Sein jüngstes Werk »Alexander in Babylon« erinnert an die Art Flauberts, ohne etwa eine Nachahmung dieses Autors zu sein. Wassermann ist einer von den wenigen modernen Dichtern, bei denen Verstand und Gefühl harmonisch wirksam sind.
V. H.