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Ludwig Fulda, geb. 1862 zu Frankfurt am Main, lebt in Berlin. Obwohl ein Altersgenosse der ersten Modernen, hat Fulda doch nie die geringste Berührung mit dieser Bewegung gehabt. Er begann mit zwei Lustspielen, »Die Aufrichtigen« und »Unter vier Augen«, die durchaus epigonenhaft und keinen kleinsten Hauch modernen Empfindens atmen. Trotzdem beweisen beide das außerordentlich gewandte Formtalent Fuldas. Keine selbständige Natur, lehnte sich Fulda immer irgendwo an, bald an Heyse (in seinen »Gedichten«), bald an moderne Dichter, immer aber mit feinem, sicherem Instinkt für den Erfolg, der ihm denn auch fast immer treu blieb, so bei »Talisman« und »Jugendfreunde«. Alle diese und manche andere Werke sind gewandt, liebenswürdig und geschickt gearbeitet. Daneben ist Fulda vielleicht der beste Übersetzer unserer Zeit; seine Übersetzung von Rostands »Cyrano von Bergerac« ist mustergültig, nicht weniger seine außerordentlich feine »Molièreübertragung«.
Dr. B.
Ludwig Ganghofer, geb. 1855 in Kaufbeuren, lebt in München und entwickelt als Novellist und Romanschriftsteller noch immer eine ganz erstaunliche Produktivität. Eine starke Anlehnung an Anzengruber zeigt das kleine dramatische Werkchen »Der Herrgottschnitzer von Ober-Ammergau«, das von den herumziehenden Bauerntruppen zu tausenden Malen gespielt worden ist. Es zeigt die geringe Fähigkeit des Verfassers mit psychologischen Fragen sich auseinanderzusetzen. Trotzdem wurde das Stückchen lange Zeit hindurch von einem harmlosen Publikum in Deutschland bejubelt. Von seinen im Gartenlaubenstil verfaßten, dickbäuchigen Romanen haben sich »Der Jäger vom Fall« 1883, »Berglust« 1883, »Martinsklause«, »Das Gotteslohn« 1898 usw. usw. einen großen Leserkreis erworben; sie dürfen ebensowenig wie seine lyrische Produktion einen Anspruch auf höheren literarischen Wert erheben.
V. H.