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Conrad Alberti. Wenn man zur Charakteristik Conrad Albertis (Sittenfeld, geb. 1862 in Breslau, lebt in Berlin) einige Worte findet, so geschieht es nicht etwa, seine dichterische Produktion zu würdigen oder ihm gar ästhetische Qualitäten zuzusprechen. Alberti ist ein Symptom und wird als solches genannt, denn bei aller Minderwertigkeit seiner literarischen Leistungen hat sein Name Klang unter den ältesten Verfechtern der naturalistischen Revolution. Er ist es, der sich den Satz leistete: »Der Tod des größten Helden steht hinsichtlich der künstlerischen Verwertbarkeit auf gleicher Stufe mit den Geburtswehen einer Kuh.« Man braucht über die Richtigkeit dieses Satzes nicht mehr zu streiten, wenn man den aufgeblasenen, unangenehmen Zynismus des Tones, in dem er ausgesprochen wird, verurteilt hat. Wir haben von Zola theoretisch und praktisch hinreichend gelernt, wie weit unser modernes Empfinden die Darstellung des Häßlichen gestattet, um die Lehren Albertis leicht entbehren zu können. Alberti war, zusammen mit den Romandichtern Wilhelm Walloth und Hermann Conradi, in den großen Realistenprozeß verwickelt, der sich anfangs der neunziger Jahre vor dem Reichsgerichte in Leipzig abspielte und mit der Verurteilung der drei Schriftsteller endete: dieser Umstand war es hauptsächlich, der seinem Namen einen gewissen Klang verlieh, den seine literarischen Produktionen in keiner Weise verdienen.
V. H.