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Max Dreyer, geb. 1862 in Rostock, lebt in Berlin. Dreyer balanciert an der Grenze des Dilettantismus. Unermüdlich verfaßt er dramatische Kleinigkeiten; ein fleißiger Bühnenarbeiter, kennt er auch alles, was zum Apparat gehört, und weiß genau, welches Mäntelchen er der und jener Puppe umhängen darf, ohne den Widerspruch der Innung herauszufordern. Gehaltlos und gestaltlos wimmelt sein Völkchen schon seit Jahren vorüber. Seine Anfänge lassen ihn als Nachahmer Ibsens erscheinen. Das Noraproblem verarbeitet er in dem Schauspiel »Drei«. Ansätze zu psychologischer Kunst retten das nichtssagende, blasse Werkchen nicht vor den berechtigten Einwänden, die gegen jeden einzelnen Akt erhoben werden müssen. Auch das folgende Stück, »Winterschlaf«, 1895, ist ein Plagiat der Motive. Diesmal ist Hauptmann die Hauptquelle, aus der Dreyer schöpft. Und er schöpft so fleißig, so sorgfältig, daß ihm kaum ein Tropfen daneben gerät. Kaum, daß eine kleine Äußerlichkeit sein unbestrittenes Eigentum bleibt, wie die krasse Szene, in der sich ein Mädchen mit seinen Zöpfen erdrosselt. Es sind neben dieser Nachahmungssucht noch zwei Momente hervorzuheben, die Dreyer charakterisieren: seine Stellung zum Ewig- Weiblichen und sein bewußter, aufdringlicher Nationalismus mit mecklenburgischer Lokalfärbung. Seine Stücke »In Behandlung«, 1897, »Großmama«, 1898, und »Der Probekandidat«, verwenden viel von den Mittelchen der alten Intrigenkomödie. Das letzte Stück, das einen großen Theatererfolg hatte, berührt sympathisch durch die Freimütigkeit seiner Tendenz; die Durchführung der Charaktere ist aber auch hier der Hohlheit und Oberflächlichkeit ihrer Vorgänger würdig. Mit »Blonde Bestien«, »Liebesträume,« »Eine« und anderen Werken setzt er seine reiche Produktion fort.
V. H.