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Fritz Mauthner

Fritz Mauthner, geb. 1849 in Horzitz, lebt in Berlin. Eine lange Reihe von Büchern ist Mauthners Feder entflossen, die alle literarischen Wert haben. Dramen, Romane, Novellen, Satiren, Parodien, Essays, Kritiken – alles das hat Mauthner – und zwar alles mit Erfolg versucht, bis er mit seinem großen philosophischen Werk »Beiträge zu einer Kritik der Sprache« zeigte, daß seine wahre Bedeutung in der Behandlung der tiefsten Weltfragen liegt. Mauthners Sprachkritik schließt unmittelbar an Kants »Kritik der reinen Vernunft« an. Er identifiziert in äußerst scharfsinnigen Deduktionen die Begriffe »Vernunft« und »Sprache«, und weist die Sprache als ein unbeholfenes, höchst unzulängliches Hilfsmittel zur Verständigung, somit als einfaches tierisches Bedarfsinstrument nach. Sein Buch ist somit eins der skeptischsten Erkenntniswerke, die je entstanden sind. Es führt den Anthropozentralismus, den Aberglauben an die menschliche Höherwertigkeit als Verstandeswesen auf das Wertmaß zurück, das aus der Einsicht resultiert, daß des Menschen Gehirnfunktionen nicht weniger und nicht mehr Bedeutung haben als der Gebrauch der Pfoten eines Hamsters, der seinen Bau aufführt. Die Logik wird unbarmherzig zerpflückt und ebenso alle die Eigenschaften, die bisher als die gewaltigen Vorzüge des Menschen gegenüber den Tieren galten. So kommt Mauthner zu dem schroffsten »Ignorabimus«, das je ausgesprochen wurde. Die Grundstimmung, aus der dieses außerordentlich tiefe und bedeutsame Werk hervorging, beherrscht auch Mauthners übrige Arbeiten, indem sie getragen sind von der stillfröhlichen Resignation der Verzweiflung, die er als Lebensprinzip anempfiehlt. Das gilt besonders von seinen parodistischen Büchern, wie »Nach berühmten Mustern«, dem prächtigen »Lügenohr«, und seinen kritischen Schriften, wie »Schmock oder die literarische Karriere der Gegenwart«. Mauthner verfügt – man vergleiche seinen humoristischen Roman »Der Geisterseher« – über einen glänzenden Humor, der herauswächst aus einer im Grunde tiefpessimistischen Lebensauffassung.

E. M.


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