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Ferdinand Avenarius. Als Lyriker hat sich Ferdinand Avenarius (geb. 1856 in Berlin, lebt in Dresden) des öfteren versucht und durch Herausgabe der bekannten Halbmonatsschrift »Kunstwart« einen nicht unbedeutenden Anhängerkreis um sich gesammelt. Seine erste Gedichtsammlung »Wandern und Werden« zeigt ihn noch gänzlich unter dem Banne Heinrich Heines und Theodor Storms stehend. Erst mit seiner kleinen lyrisch-epischen Dichtung »Die Kinder von Wohldorf« fand er selbständigere Töne. Ein feines Verständnis für die Naturstimmung zeigte auch das folgende »Lebel«, ein philosophisch-lyrischer Zyklus mit einer nicht gerade philiströsen, aber doch arg biederen Weltanschauung. 1897 erschienen seine »Stimmen und Bilder«, die das Beste aufweisen, was er bisher geleistet hat. Seine eklektische Geschmacksrichtung charakterisiert auch die 1884 in 2. Auflage erschienene Anthologie: »Deutsche Lyrik der Gegenwart seit 1850«. Hier findet sich Modernes und Übernommenes in friedlichem Nebeneinander; alle neuen Moden fast kommen zu ihrem Recht, ohne daß der alte Anthologienapparat wesentlich geschädigt wird. Wie Avenarius in seiner eigenen Produktion eine literarische Pedanterie nicht verleugnen kann, wie er an die Stelle der strengen künstlerischen Form nur zu häufig eine peinlich säuberliche Filigranarbeit setzt, so gelingt es ihm auch in dieser Anthologie, die im allgemeinen nicht wertlos ist, nicht, den eigentlich freien, objektiven Standpunkt zu gewinnen.
V. H.