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Ricaarda Huch

Ricaarda Huch (geboren 1864 in Porto Alegre, lebt in München) ist unter den wenigen, die sich theoretisch über ihre künstlerischen Forderungen geäußert haben. So klar und scharf haben es neben ihr eigentlich nur Holz und Stefan George getan. 1899 veröffentlicht sie ihr Buch »Blütezeit der Romantik«, das ihre geistige Verwandtschaft mit dem Zeitalter der unbegrenzten Empfindungen deutlichst erkennen läßt. Eine für eine Frau seltene Klarheit der Komposition und eine geistreiche, fein pointierte Sprache lassen das Werk als wertvollen Beitrag zu den Studien erscheinen, die von den verschiedensten Seiten zur Erforschung des geistigen und formellen Inhaltes dieser glänzenden Epoche der Literatur gemacht wurden. Neben den spezifischen Romantikern haben aber auch die beiden Schweizer Gottfried Keller und C. F. Meyer auf die Dichterin stark eingewirkt. Ihre ersten Verse stehen noch ganz unter Einfluß Meyers, obwohl sich bereits eigene Töne durchringen. Der Einfluß Kellers erhält sich bis in ihre reifsten Produkte hinauf.

Ein abgeschlossenes Kunstwerk gibt sie erst mit dem Romane »Erinnerungen Ludolf Ursleu's des Jüngeren«, in dem sie die Forderungen, die einer der größten Dichter und feinsinnigsten Ästhetiker der Romantik, Novalis, für die Technik des Romans aufstellt, praktisch zu erfüllen versucht, was ihr zum großen Teile auch gelungen ist. Der Stoff ist dem Hamburger Patriziermilieu entnommen, das in einer romantisch symbolistischen Perspektive gesehen ist.

Viel Talent für die Form beweisen auch ihre zahlreichen Erzählungen, wie »Mondreigen von Schlaraffis« 1896, »Teufeleien« 1897, »Hadewig im Kreuzgang«, »In der Triumphgasse«. Auch »Vita somnium breve« machte einiges Aufsehen.

Weniger Bedeutung hat ihre dramatische Produktion, wie das historische Lustspiel »Der Bundesschwur« und das Drama »Evoë«, in welchem sie auf ihr späteres Lieblingsthema, den Konflikt zwischen Schönheitsdurst und Erkenntnis, zum erstenmal eingeht. Ebenso ist ihr in der Lyrik manches Schöne und Tiefe gelungen. – Ein großes Publikum wird sie aber nie haben, dazu sind ihre Arbeiten zu breit und langatmig angelegt.

V. H.


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