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Emile Verhaeren ist 1855 in Antwerpen geboren, er lebt in Brüssel. Sein erstes Gedichtbuch »Les Flamandes« (1883) ist ein wilder Triumphgesang auf das Land der Téniers, auf sein Land. Schon hier springt sofort eine Gabe des Dichters vor allen anderen in die Augen: die Bilderkraft. Er ist neu, weniger in der Art seines Schaffens als vielmehr in der ganzen Originalität seiner Metaphern, Verhaeren schreibt den »Vers libre«, dem die Symbolisten Daseinsberechtigung errungen haben. Er schreibt sehr gute Verse; er ist ein geduldiger, wenn auch heftiger Arbeiter, und trotzdem scheinen viele seiner Bücher ein plötzlicher Ausbruch ungebändigter Schaffensfreudigkeit. Diesen Eindruck der Frische verdanken die Werke Verhaerens immer wieder der unvergleichlichen Bilderpracht und dem stolzen, energischen Rhythmus, der um die jagenden Worte peitscht. Verhaerens Dichtung ist pathetisch – niemals rhetorisch. Sein Pathos ist der plötzlich wie aus Ketten losbrechende Rhythmus. Er bleibt auch Pathetiker, wenn ihn die Mystik anwandelt; dann klingen die Reime dumpfer, getragener – aber wir sind weit entfernt von einer eindringlichen Lyrik. Verhaeren ist lyrisch, soweit ein Pathetiker es sein kann.
R. S.