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Otto Ernst. Als Vorkämpfer der modernen Bewegung in der Theorie verdient Otto Ernst (Schmidt), geb. 1862 in Ottensen, an hervorragender Stelle genannt zu werden. In seinen geistreichen Essays (»Offenes Visier« 1889, »Buch der Hoffnung« 1896) trat er mit viel Mut und Entschiedenheit für seine Überzeugungen ein. Dagegen blieben seine poetischen Leistungen weit hinter dem zurück, was man Kunst im besten Sinne nennen darf. Ausgenommen von diesem Urteil seien nur seine Novellen, die er 1891 unter dem Titel »Aus verborgenen Tiefen« veröffentlichte, und die hübschen »Karthäusergeschichten« 1895, die oft eine bescheidene Grazie des Ausdrucks mit nicht zu unterschätzender technischer Sicherheit vereinigen, aber nirgends eigentlich über den Durchschnitt hinausragen. Lediglich Techniker blieb er in seinen Dramen »Die größte Sünde« 1885, »Jugend von heute« 1900, »Flachsmann als Erzieher« 1902 und »Gerechtigkeit«, ebenfalls 1902. Den nachhaltigsten Bühnenerfolg unter diesen Stücken hatte der bekannte »Flachsmann«, eine Satire auf die Pedanterien des Erziehungswesens in Deutschland. Die gelungene Charakteristik der Hauptperson rettet das Stück nicht vor den gerechten Vorwürfen, die ihm in anderen Beziehungen gemacht werden dürfen. Die rein auf Äußerlichkeiten zugespitzte Handlung spekuliert lediglich auf die billigen Effekte der überlieferten Situationskomödie. Auch als Lyriker und Humorist hat sich Otto Ernst versucht. Außer seinen bereits 1888 erschienenen Jugendgedichten gab er »Stimmen des Mittags« 1901 heraus. Seine humoristischen Plaudereien erschienen gesammelt unter dem Titel »Frohes Farbenspiel« 1900 und »Vom geruhigen Leben« 1902; viel Gutes ist nicht darunter.
Dr. B.