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Hermann Bahr

Hermann Bahr (geb. 1863 in Linz) ist eine der vielseitigsten Erscheinungen unserer Literatur, eine der leichtesten aber auch der liebenswürdigsten. Sein entdeckerfreudiges Gemüt bewies uns nur zu oft, wie kritiklos der Kritiker in ihm, wie wenig künstlerisch der Dichter in ihm ist, und mit wie viel Vorsicht sein ästhetisches Evangelium gebraucht werden muß. Halb Individualist, halb Kollektivseele, schwankte er lange zwischen allen möglichen Einflüssen – besonders wirkte Maurice Barrès auf ihn ein – hin und her, bis endlich Nietzsche ihn ganz gefangen nahm. Aber auch Ibsen und Strindberg mit der Nietzsche verwandten Seite ihres Wesens behaupten sich bei ihm. Strindberg besonders gibt ihm die Anregung zu dem mit kunstkritischen Bemerkungen und französierendem Sprachakrobatentum gespickten, hypersinnlichen Roman »Die gute Schule« (1890), dem 1889 ein anderer, gleichfalls noch stark dilettantischer Roman »Die große Sünde« vorausgeangen war. Ganz in Strindbergscher Manier, ein Pendant zu dessen »Vater« war seine folgende Arbeit, das Drama: »Mutter«, ein von krankhafter Sinnlichkeit erfülltes Werk. Aber diese Produktion befriedigte ihn auf die Dauer nicht; er wendet sich von ihr ab und findet den Weg zur Kritik. Seine große Aufnahmefähigkeit und die Vorliebe, sich von anderen Gedanken »suggerieren« zu lassen, leiten ihn wohl darauf hin. So entstehen seine Sammlungen »Zur Kritik der Moderne« 1890, »Die Überwindung des Naturalismus« 1891, »Renaissance« 1897. Hier sei erwähnt, daß Hermann Bahr es ist, der den Ausdruck »Die Moderne« geprägt hat, der fortan ein unentbehrliches Schlagwort für alle Beurteiler der jüngsten Richtungen geworden ist. Den Geist dieser »Moderne« bemühte er sich zu finden, ihr Wesen, ihr wahres Wesen wollte er fixieren. Es entstehen seine seltsam stilisierten Portraits aller »Größen« der Moderne, die ihm viel Ironie und manche bissige Kritik der Kritik eingetragen haben. Aber er läßt sich nicht so leicht aus dem Sattel heben. Emsig und mit Geschick weiß er sich einen Weg durch die feindlichen Reihen zu bahnen, um wieder einmal ein anderes Lager zu beziehen. Der Individualist kehrt zur Milieupoesie, zum Volksstück zurück. Bald sind Maupassant und die anderen geistreichen Novellisten der Franzosen vergessen, und die »heimische Tradition« wird ausgeschlachtet. Der berüchtigte Karlweis ist Helfershelfer. »Aus der Vorstadt« (1893) ist eine gemeinsame Arbeit von Bahr-Karlweis, »Das Tschaperl« folgt 1898. Nun erst beginnt der eigentliche Rekord. Neben einer ausgedehnten journalistischen Tätigkeit (»Kritiken« 1901, »Rezensionen« 1903, »Aufsätze« 1903) jagt ein Stück das andere, fällt durch, wird dort und da wieder aufgenommen, ohne auch von den Gutmütigsten irgendwie goutiert werden zu können. (»Der Athlet« 1899, »Die Wienerin« 1900, »Der Krampus« 1901 usw. bis »Sanna« 1905.)

V. H.


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