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Paul Scheerbart

Paul Scheerbart, geb. am 8. Juni 1863 zu Danzig, kam früh nach Berlin, wo er lebt. Scheerbart ist, obwohl er von Anfang an mitten in der modernen Literaturbewegung drinstand, doch nie von ihr beeinflußt worden. Er ist stets seinen eigenen, scharf umgrenzten Weg gegangen, ohne nach rechts und nach links zu blicken. Und der Weg dieses merkwürdigsten aller modernen Schriftsteller führt von der Erde in – – den Himmel hinauf. In seinem ersten prächtigen Romane »Tarub, Bagdads berühmte Köchin« steht er noch ganz auf der Erde, wirft nur den Blick hinauf. Im »Tod der Barmekiden«, seinem zweiten Buch, arbeitet er schon mit Weltriesen; die Handlung spielt freilich noch auf der Erde, aber es agieren da schon Leute vom – Jenseits. Dann, in »Na, Prost!« fliegt er in einer achteckigen Flasche in den Weltraum hinaus, dem nun seine einzige Liebe gehört. »Die wilde Jagd« schildert den Tanz von Tausenden von Sonnen und Kometen; ähnlich im Grundgedanken sein »Kometentanz«. Die »Große Revolution« spielt auf dem Monde und erzählt von dem Kampfe und Siege der Sonnenpartei der Mondbewohner über die alte Erdpartei. »Liwuna und Kaidoh« – – eine wundervolle Fahrt zweier Sternseelen durchs Weltall. So ist Scheerbart in all seinen Romanen, ich möchte noch »Kaiser von Utopia«, »Ich liebe dich«, »Die Seeschlange« usw. erwähnen, der Dichter des Kosmos, einzig, nicht nur in Deutschland, sondern in der Weltliteratur. Er jongliert mit Sonnensystemen herum, wie ein Kind mit dem Fangball, seine Helden sind Weltriesen, deren Körper aus Hunderten von gewaltigen Fixsternen besteht, – Paul Scheerbart ist der am wenigsten gelesenste aller lebenden deutschen Autoren, und dabei ist er unser allerfeinster Humorist. Aber sein Humor ist groß, kosmisch, zu sehr von oben herab – in buchstäblichem Sinne – was die Menschlein tun, interessiert ihn nicht. Dazu kommt, daß er – Antierotiker ist: das Durchschnittspublikum will aber nun einmal die »Liebe« nicht missen. Es gehört vielleicht etwas Mühe und Anstrengung dazu, sich in seine Romane hineinzulesen; tut man es aber, so wird man erstaunt sein über die weltumfassende, grandiose Phantasie dieses seltsamen Dichters, sowie über seinen lächelnden, weltweisen Humor.

Dr. H. E.


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