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22.
Amor und der Detektiv

Murdocks Landsitz lag an der Nordküste Long Islands. Es war ein ziemlich ausgedehntes, gut gehaltenes Stück Grundbesitz mit einer sehr hübschen, geräumigen Villa. Stallungen, ein paar Reitpferde, eine Garage mit drei Automobilen und ein ganzer Troß Dienerschaft waren vorhanden. Alter Baumbestand gab dem Ganzen ein malerisches Gepräge. Eine Fülle später Herbstblumen reckten ihre Blütenköpfe der letzten warmen Sonne entgegen, gerade als ob auch sie sich bewußt wären, daß man aus der Vergänglichkeit des Lebens sein Bestes herausholen müsse. Unweit blitzte das Meer. Ein privater Landungssteg bot Zutritt zu einer schmucken Jacht, während einige wenige Schritte weiter am Ufer ein Bootshaus stand, das ein schlankes Motorboot beherbergte.

Murdock hatte telephoniert, daß er Warren mitbringen würde, daß Mrs. Winthrop versprochen hatte, nachzukommen, und daß man auch Gregory zum Essen erwarten solle. Audrey war selig. Sie vergaß völlig, daß ihr Vater gesagt hatte, er müsse nach Washington zu einer »Besprechung mit Senator Sylvanus«, sie fürchtete sich auch nicht vor dem verhaßten Gregory, denn sie wußte ja, daß er in Warrens Gegenwart keine Macht hatte, sie zu belästigen. Sie traf die nötigen Anordnungen für das Mittagessen und kleidete sich an.

Roger Warrens Eindruck von ihrer Erscheinung, als sie ihn an der Tür empfing, schien ihm unvergeßlich. Die halb leuchtende und halb verhaltene Freude der Erwartung, die ihm schon vertraute Zärtlichkeit und Hingabe machten ihm fast die Sinne schwinden und ließen seine Pulse höher schlagen. Als sie ihren Vater küßte, blieben ihre Augen kühler und ernster als sonst, und Murdock fühlte und begriff, daß sich seine Tochter verändert hatte, daß die Frau den Platz des Mädchens eingenommen, und daß eines Tages ein anderer Mann auch den Platz des Vaters einnehmen würde.

»Kommen Sie nur herein,« sagte Audrey, »wenn Sie erst einen Happen gegessen haben, zeige ich Ihnen alles. Papachen, du mußt doch halb verhungert sein!«

»Ja, Mr. Warren und ich hatten einen angestrengten Vormittag. Ich habe ihn mit herausgenommen und ihn gebeten, die Nacht hierzubleiben. Ich werde doch vielleicht zwei Tage fortbleiben müssen, und er hat mir versprochen, auf dich acht zu geben. Tu mir den Gefallen und mach inzwischen keine wilden Gesellschaften mit, ja, mein Schatz?«

Murdock hielt ihr das Telegramm hin.

»Davon bin ich kuriert!« gab Audrey lachend zur Antwort. »König Tut hat für mich aufgehört zu existieren. Ich tolle lieber mit Wachtmeister. Das macht viel mehr Spaß. Er ist wirklich ein großartiger Hund.«

»Und ob er das ist!« meinte ihr Vater nicht ohne Spott, »du brauchst dir doch nur den Mann anzusehen, der ihn sich gezogen hat!«

Audrey warf einen verstohlenen Blick auf Warren, der sich in ein Gemälde an der Wand vertieft hatte, um seine augenblickliche Verwirrung zu verbergen.

»Wie gefällt Ihnen das Bild?« fragte ihn Murdock diplomatisch.

»Ich, ach Gott, ich verstehe mich nicht auf Kunst«, stotterte der Detektiv. »Aber es scheint mir ein schönes Stück zu sein.«

»Sehr richtig. Ich habe es vor ein paar Jahren von Gregory zu Weihnachten bekommen«, erwiderte Murdock. »Ich weiß nicht, wer es gemalt hat, aber mir haben schon verschiedene Leute erklärt, daß es ein Meisterwerk ist.«

Es war ein Seestück. Es paßte genau auf die Beschreibung eines Gemäldes, das vor einer Reihe von Jahren gestohlen worden war. Warren erinnerte sich daran, daß er die Beschreibung seinerzeit lange mit sich herumgetragen hatte. Es handelte sich damals um einen Einbruch in einen Speicher, dem eine ganze Reihe Kunstwerke, Silbergegenstände, echte Teppiche und andere kleinere Wertgegenstände zum Opfer gefallen waren. Die Diebe hatten den Wächter niedergeschlagen und sich mit zwei vollen Möbelwagen aus dem Staube gemacht. Es war also ein neuer Beweis für Gregorys verbrecherische Tätigkeit. Allmählich häufte sich das Material gegen ihn.

Nach Tisch begaben sich Audrey und Roger Warren auf ihren Rundgang. Durch die Gartenwege, über die Wiesen wanderten sie, Wachtmeister stets auf den Fersen, bald still nebeneinander, bald Hand in Hand, versunken in die Seligkeit, die sich wundersam um ihre Herzen legte. Es war zu schön, um wahr zu sein, fast zu köstlich, um zu dauern.

»Ist es hier draußen nicht herrlich?« fragte Audrey schüchtern forschend, als sie eine ganz verschwiegene Stelle erreichten. »Ach, Roger, du!«

Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. Ihre heißen Lippen preßten sich auf die seinen, und er fühlte den berauschenden Duft ihres Haares.

»Rate, was ich heute morgen in Papas Bureau getan habe, als ich dir keinen Kuß geben konnte, weil er dabei war und dich mir entführte.«

»Gestehe mir, wen du zum Ersatz geküßt hast«, antwortete er neckend.

»Niemand! Aber unterhalten habe ich mich.«

»Mit wem?«

»Das erzähle ich dir nachher.« Ihr Gesicht färbte sich blutrot, und ihre träumerischen Augen blickten scheu zur Seite. Sie dachte zurück an ihren kindlichen Monolog mit dem Revolver in ihres Vaters Schreibtisch.

Sie schwatzten miteinander, wie es Liebende von jeher getan haben und in alle Ewigkeit tun werden. Diese Stunde gehörte ganz ihnen.

Audrey sah nichts anderes als Warrens kraftstrotzende Gestalt und staunte von neuem darüber, wie wenig doch die jahrelange Berührung mit den Tiefen des Lebens seiner jugendlichen Frische hatte anhaben können.

Weder sie noch Warren sahen oder hörten, daß Harry Gregory in ihrer Nähe war. Sie konnten nicht ahnen, daß er von einer baumgekrönten Höhe der Chaussee aus ihre letzte Umarmung beobachtete. Sie glaubten sich ganz allein. Selbst Wachtmeister hatte sich taktvoll zurückgezogen, als er merkte, daß sein Herr seiner zweibeinigen Gefährtin mehr Liebe zollte als ihm. Er lag, den Kopf auf seinen Pfoten, und überließ sich sinnend seinen Hundegedanken.

Gregory stieg aus seinem Auto und zog Wachtmeisters Aufmerksamkeit auf sich, der sich bisher ausschließlich mit seinem Herrn und dem jungen Mädchen, die weltvergessen hinter dem Buschwerk saßen, beschäftigt hatte.

»RRR–rrr! Wau–rr–rr! Ja–rr–wu–uff!« sagte er zu Gregory.

Wachtmeister war nicht umsonst ein Polizeihund. Er kannte Verbrecher. Dazu war er erzogen worden. Und seine Fähigkeit, sie zu stellen, erwies sich.

Wie eine Tigerkatze duckte er sich zum Sprunge auf Murdocks Kompagnon. Gregory verstand sich wenig auf die Hundesprache. Aber er hörte die letzte Silbe von Wachtmeisters Warnung, die für ihn soviel hieß wie: »Fort!«

Und Gregory machte sich fort, das heißt, er stieg wieder in sein Auto, setzte sich ans Steuer und bog den tief herabhängenden Ast zur Seite, der ihm einen so willkommenen Versteck geboten hatte. Wachtmeister grollte, aber Audrey lachte vergnügt auf, als sie mit Roger Warren unter den Bäumen hervortrat.

»Nehmen Sie das Hundevieh beiseite!« knurrte Gregory voller Wut. »Ich knalle das Biest nieder. Eher komme ich nicht herunter!«

»Daß Sie es nicht wagen!« rief Audrey trotzig. »Der Hund gehört mir genau so gut wie Mr. Warren. – Habe ich nicht recht?« wandte sie sich zu ihrem Liebsten.

»Hierher, Wachtmeister«, sagte Warren und konnte sich eines Lächelns nicht enthalten. Dies Lächeln machte Gregory nur um so wütender, denn er legte es dahin aus, daß sich der Detektiv über sein wenig würdevolles Benehmen lustig machte.

Aber Gregory war damit durchaus im Irrtum. Roger Warren lächelte, weil er einen neuen Beweis gefunden hatte. Dieser Gregory trug also eine Waffe bei sich. Auf der Polizei hatte sich kein Vermerk gefunden, daß Gregory im Besitz eines Waffenscheins war. Warren hatte sich darüber informiert, als er auf das Ergebnis des Vergleiches der Daumenabdrücke der »Haken-Mary« gewartet hatte.

Verbrecher tragen Waffen meist ohne Erlaubnis, was ehrliche Leute zu vermeiden pflegen. Verbrecherische Fährten mögen mitunter noch so undeutlich sein, sie mögen noch so oft einer unmittelbaren Entdeckung trotzen, aber es ist eine seltsame Erfahrung, daß man sie schließlich doch findet, und zwar meist, wenn man am wenigsten darauf gefaßt ist. Warren war bis über die Ohren verliebt, aber ein Detektiv war er darum nicht minder.

»Ich weiß wirklich nicht, was Wachtmeister gegen Sie hat, Harry«, erklärte Audrey freundlich, in Erinnerung an die Weisungen, die ihr Warren am Tag vorher für ihr Verhalten gegen Gregory gegeben hatte. »Er hat doch Papa nicht angebellt vorhin, nicht, Mr. Warren?«

»Du sollst Mr. Gregory nicht anknurren, Wachtmeister! Hast du verstanden?« sagte Warren.

Gregory beruhigte sich, wenn auch noch nicht ganz. Wachtmeister schmollte. Für ihn gab es keinen Unterschied zwischen »Liebe und Pflicht«. Hunde haben schließlich auch ihre kleine Philosophie.

In einer eleganten Limousine kam inzwischen Mrs. Winthrop herangerollt. Es war ein ausländisches Automobil und wirkte förmlich wie ein Plakat für den Reichtum seiner Besitzerin. Ihr Chauffeur sowohl wie ihr Diener trugen Livree.

Warren freute sich, Mrs. Winthrop wieder zu treffen, denn sie war wirklich eine scharmante Person.

Wachtmeister beschnupperte sie und gab auch seinerseits kein Zeichen einer Mißbilligung. Er brauchte Trost. Welcher Polizeimann sieht es gern, daß man seinen Arrestanten laufen läßt, wenn er weiß, daß er im Recht ist? Wachtmeister konnte ja nicht wissen, daß seinem Herrn auch schon Ähnliches passiert war, zum Beispiel damals, als man die »Haken-Mary« wieder auf freien Fuß gesetzt hatte!

Der Abend verlief alles in allem ungestört. Das Essen war vorzüglich. Der Diener servierte erstaunlich ruhig und geschickt. Wenn Warren auch in ihm sofort einen ehemaligen Urkundenfälscher erkannte, der noch nicht lange wieder aus dem Zuchthaus heraus war, genoß er doch die Speisen und behielt seine Weisheit für sich. Ihm wurde von Minute zu Minute klarer, wie recht der Polizeichef gehabt hatte, als er ihm anriet, sich seiner »gesellschaftlichen Stellung« im Hause Murdocks zu bedienen. Von außen her wäre es ihm unmöglich gewesen, eine solche Anzahl sich stetig mehrender Beweismomente gegen Gregory mit solcher Ruhe zu studieren. Murdock erwähnte im Gespräch, daß sein alter Diener vor nicht langer Zeit gestorben sei, und daß er manchen Mißgriff in der Wahl seines Nachfolgers gemacht hätte, bis Gregory durch ein Inserat auf Cobden aufmerksam gemacht worden wäre. Cobden wäre aber auch eine Perle.

Daß Cobden ein Fälscher von außerordentlicher Geschicklichkeit war, hielt Murdock selbstverständlich der Erwähnung nicht für wert. Er und Gregory hatten sie nichtsdestoweniger ausprobiert. Sie hatten einen »tadellosen« Scheck mit einem Boten zu einer der Großbanken geschickt mit der ausdrücklichen Bitte, ihn zu prüfen. Er wurde bezahlt, was die betreffende Bank den schwer verdienten Betrag von 50 000 Dollar kostete. Als sich die Fälschung später herausstellte, wurden die berühmten Detektive Pinkerton mit der Angelegenheit betraut. Murdock gab ihnen gegenüber ohne weiteres zu, daß der Scheck durch seine Hände gegangen sei, und daß er ihn selbst zur Bank geschickt hätte. »Ich bin mit solchen Sachen immer sehr vorsichtig«, hatte er erklärt. »Ich hatte einen recht anständigen Posten Seide verkauft. Hier, sehen Sie sich die Faktura an. Hier sind die Frachtbriefe, bitte. Als ich den Scheck bekam, habe ich mich versichern wollen, daß er in Ordnung lief. Ich habe von mir aus getan, was ich tun konnte.«

Murdock verließ die Gesellschaft, um den Zwölf-Uhr-Zug nach Washington zu erreichen. Gregory entschloß sich, die Nacht nicht draußen zu bleiben, worüber Murdock nicht weiter traurig war.

»Ich kann diesen Hund nicht leiden«, sagte er, als die beiden in rasendem Tempo der Stadt zufuhren. Murdock lachte. »Fang nur nicht wieder an, von Beißen und Bellen zu reden, wie gestern«, fuhr er fort. »Ich glaube dir gern, daß du weitsehender bist als ich. Audrey hat wirklich Feuer gefangen.«

»Und du bist eifersüchtig«, erwiderte Murdock in aller Ruhe. »Ich nehme dir das nicht weiter übel, aber vergiß nicht das Wort, das du mir gegeben hast. Der Hund wird dich daran erinnern, solange ich es nicht kann. Das ist der Grund, daß ich Audrey geraten habe, ihn mit herauszunehmen. Jawohl, ja. Doch Schwamm drüber. Ich habe jetzt so ziemlich alles zusammen für den größten Coup, den wir je zusammen bewerkstelligt haben. Wenn Napoleon aus seinem Grabe aufstehen könnte und sich aufs Geschäft statt auf Politik verlegte, würde er grün und gelb werden vor Neid. Aber wer weiß, vielleicht ist er auferstanden in mir. Manchmal kommt es mir wirklich so vor. Ich habe den ganzen Kleinkram satt. Eine ewige Stümperei. Seit Gusset mich hat vor die Pistole holen wollen, habe ich schon ein paarmal das Gefühl gehabt, als ob die Toten aus ihren Gräbern steigen. Warum also nicht? – Was übrigens Audrey anbetrifft, da habe ich meine eigenen Pläne. Die Geschichte mit dem Warren treibe ich auseinander, sobald es mir in den Kram paßt. Aber er ist ein netter Bursche. Mein Lebensretter. Der hat Rasse, sage ich dir. Er ist der erste Mensch, der mir in meinem Leben ins Gesicht zu sagen gewagt hat, daß ich ein Ehrenmann bin!«

Murdock lehnte sich in die Samtpolster zurück und brüllte vor Lachen. Der Witz war doch zu gut gewesen, als daß er ihn Gregory vorenthalten konnte. Außerdem wollte er sich bei dieser Gelegenheit, wenn auch auf einem Umweg über Gregory lustig machen, indem er ihm bewies, was für ein Kind er war, daß er nicht mit Polizeimenschen und ihren Schwächen geschickter umspringen konnte.

Murdock nahm seinen Zug. In demselben Salonwagen, in dem er sich sein Abteil reserviert hatte, befand sich einer von Inspektor Montroses Leuten.

Der zweite hielt sich im nächsten Wagen auf. Murdock setzte sich mit einer Zigarre in das Raucherabteil und las seine Zeitung. Es wurde darin von verschiedenen Verbrechen und Diebstählen berichtet. Murdock wußte, daß wenigstens der eine in Ausführung seiner Pläne begangen worden war, und daß der größte Teil des Raubes sich bald in seinem Banksafe befinden würde. Gregory hatte davon keine Ahnung. Aber Murdock zeigte nicht gern alle Eisen, die er im Feuer hatte.

Er legte die Zeitung beiseite und bemerkte zu dem Herrn neben ihm, der eifrig ein mathematisches Werk studierte, daß man in New York nicht sicherer an Leib und Leben sei als im wilden Westen.

Der angeredete Herr nickte und legte sein Buch beiseite.

»Es ist wirklich ein Skandal«, gab er ehrlich zustimmend zur Antwort. »Die Polizei müßte wirklich energischer eingreifen.«

»Sie tut, was sie kann!« sagte Murdock. »Neulich nachts hat sie mir das Leben gerettet!«

Er erzählte die Geschichte mit so viel Gefühl, daß die anderen Mitreisenden förmlich hingerissen wurden. Auch sein Nachbar war hingerissen. Er hatte in seinem ganzen Leben noch keinen so fabelhaften Lügner gesehen. Es war der eine von Montroses Leuten, und er hatte neben des Inspektors Vertrauen auch das des Chefs der Polizei. Die drei hatten früher einmal zusammen ihr Wild gestellt. Sie hatten schon so manchen Wandel New Yorks miterlebt, der sich auch in der Veränderung des ihm zum Schutze bestimmten Polizeiwesens widerspiegelte.

»Ich wünschte nur, daß die Polizei in allen Städten so gut funktionierte«, fuhr Murdock in seinem Gespräch fort. »New York hat es, wie mir scheint, in dieser Beziehung besonders schwer, weil so viele Verbrecher von außerhalb dorthin kommen und unter den Tausenden von Fremden unentdeckt verschwinden. In Washington zum Beispiel steht die ganze Polizei unter einer Art militärischem Reglement. Ich kann mir nicht denken, daß sie dabei so gut arbeiten kann. Man kann die beiden Städte in dieser Beziehung wohl kaum miteinander vergleichen.«

»Sie kennen sie also beide?« fragte der Herr mit dem Buch.

»Ach ja, recht gut. Ich bin jetzt gerade auf dem Weg nach Washington. Ich habe mit einem Senator im Capitol eine Besprechung.«

»Ich kenne mich in Washington gar nicht aus«, erwiderte sein Reisegefährte. »Können Sie mir vielleicht ein gutes Hotel empfehlen? Ich bin Ingenieur. Ich will nur ein paar Tage dort bleiben und dann nach New York zurück.«

»Ich bevorzuge das Hotel Raleigh«, erklärte Murdock liebenswürdig.

»Na, dann wird es für mich ganz sicher gut genug sein«, gab der andere lächelnd zur Antwort. »Sie machen mir nicht den Eindruck, als ob Sie in einem schlechten Hause absteigen würden.«

»Kommen Sie nur mit mir mit«, meinte Murdock.

Der Detektiv ließ sich das nicht zweimal sagen. Er besorgte die Arbeit des Denkens für Murdock, während Murdock gerade das Gegenteil glaubte. Wirkliche Napoleons sind selten im verbrecherischen Leben und werden einem nicht so häufig zum Tee serviert wie »Napoleon-Schnitten«. Für Inspektor Montrose bedeutete Murdock tatsächlich einen Leckerbissen, und ihn wässerte der Mund danach, diesen selbstgefälligen, eitlen Menschen endgültig wegen Mordes ans Messer zu liefern. Er war mit aller Kraft bemüht, den Revolver in seine Hände zu bekommen, mit dem Gusset erschossen worden war, während Murdock seinen »napoleonischen« Hauptcoup ausarbeitete.


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