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VII.


Von der Heimat.

Die Sonne schied. Doch Sterne sind
Ihr nicht gefolgt. Trüb ist die Nacht.
Kein Lichtstrahl rings. Nur da mein Lämpchen
Und meine Lieb' zum Vaterlande wacht.

Ein schöner Stern ist Heimatslieb',
Er strahlt mit lichtem Zauberschein.
Mein armes Ungarland, Du nennest
Nur wenige von diesen Sternen Dein.

Wie flackert da mein Lämpchen auf!
Was mag's nur sein, was es so facht?
's ist Mitternacht, – Ihr meine Ahnen,
Ihr Helden all' umschwebt mein Lämpchen sacht.

Es leuchten Eure Geister so,
Als ob 'ne Sonne jeder wär';
Sie leuchten, da sie doch umflossen
Vom Strahlenkleid des Ruhmes ziehn einher.

O Ungarn, das im Dunkel seufzt,
O blick' auf Deine Ahnen nicht,
Nicht blicke Du in diese Sonnen ...
Dein Aug' ist schwach ... Die Sonne raubt sein Licht.

Ihr meiner Heimat Ahnen Ihr,
Ihr Stürme, denen einst erdröhnt
Die Erde rings! Zu Euren Füßen
Im Staube hat Europa einst gestöhnt.

Ja, groß war einstens der Magyár,
Groß an Besitz und Macht und Ehr';
Es sanken Sterne fern im Norden,
Im Ost und Süd hinab ins Ungarmeer.

Nur ist es lange her, daß ihm
Der Lorbeer grün das Haupt umrankt,
Selbst Phantasie: der Aar, wird müde,
Bis er zurück in jene Zeit gelangt.

So lang ist von des Ungarn Haupt
Der Lorbeer schon herabgebleicht,
Daß nun die Kunde seiner Größe
Nichts Andres ist, als eine Mähr' vielleicht.

Schon lange hab' ich nicht geweint,
Und jetzt wird mir die Wimper schwer –
Rührt dieser Thau von Deines Morgens-
Von Deines Abends-Roth, o Ungar, her?

Was warst Du einst Magyárenruhm?
Ein Flugstern, der 'ne Weile lang
Erstrahlt im Glanz und dann gesunken
Zur Erde, die für ewig ihn verschlang. –

Ha, oder ein Komet, der nach
Jahrhunderten wird auferstehn
Erneuten Glanzes, daß die Völker
Wie einstens bebend ihn ersehn?


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