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Kuriose Geschichte.

»Ei mein Sohn, gebt Acht auf Euch bei Zeiten,
Auf die Ripp' vielmehr aus Eurer Seiten;
's Weibchen ist gar schmuck und jung, voll Feuer –
Helf' mir Gott, da ist was nicht geheuer.«

»»Ei Herr Vetter, was muß ich vernehmen?
Steht es so, müsst' ich mich wahrlich grämen;
Nur – verbrennt, statt Andrer Brei zu blasen,
Euch am Ende nicht die eigne Nasen.««

»Ei mein Sohn, wo denkt Ihr hin? Du Lieber!
Längst hinaus ist meine Alte drüber ...«
»»Ja – am Salz auch alte Ziegen lecken!
Doch das soll, Herr Vetter, Euch nicht schrecken.««

So besucht der alte Nachbar immer
Seinen jungen Freund, und lässt es nimmer
Fehlen an der wohlgemeinten Lehre:
Daß gar schmuck und jung das Weibchen wäre.

Da geschah's, daß ungewöhnlich lange
Fern der Alte blieb; darüber bange,
Ging zu ihm der Junge, nachzufragen,
Was sich denn da drüben zugetragen.

Und indeß dem Hause zu er schreitet,
Tüchtig er die Antwort vorbereitet,
Wenn da wieder lauten wird die Lehre:
Daß gar schmuck und jung das Weibchen wäre.

Doch der Alte thät sich nicht beeilen,
Diesmal seinen Rath ihm zu ertheilen;
Vor dem großen Ofen sitzt er dorten,
Und er spricht mit tiefbetrübten Worten:

»Ei mein Sohn, Ihr habt doch Recht behalten,
Als Ihr damals meintet, daß die alten ...«
Da erwacht der Gattin Sproß mit Weinen,
Und der Alte? – Nun, der wiegt den Kleinen.


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