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Niedre Schänk' am Dorfesende ...

Niedre Schänk' am Dorfesende
Liegt schon hart am Flußgelände;
Könnt' sich spiegeln in den Wogen,
Käme nicht die Nacht gezogen.

Doch es naht die Nacht schon leise,
Still und stiller wird's im Kreise;
Dort das Seil die Fähre hütet,
Starres Dunkel in ihr brütet.

In der Schänke doch ist's reger!
Drin spielt auf der Zymbalschläger;
Schrill der Bursche Jauchzer schwirren,
Daß die Fenster nur so klirren.

»Hei Frau Wirthin, goldne Kleine,
Schenkt von Eurem besten Weine!
Wie mein Urahn alt – voll Feuer
Wie mein junges Liebchen sei er!

Streich' Zigeuner, streich' die Saite,
Lust hab' ich zu tanzen heute,
Bis ich keinen Heller zähle,
Und vertanzt mir hab' die Seele!« –

Draußen pocht es an den Scheiben:
»Lasst das wilde Lärmen bleiben,
Denn die Herrschaft ging zu Bette,
Wünscht nun, daß sie Ruhe hätte.«

»Deine Herrschaft fahr' zur Hölle,
Und Du pack' Dich auf der Stelle! ...
Streich' Zigeuner – drum erst eben,
Müsst' ich Dir mein Hemd auch geben!«

Wieder pocht es an den Scheiben:
»Möchtet Ihr's nicht stiller treiben?
Krank liegt – daß Euch Gott erhalte! –
Mir mein Mütterchen, das alte.« ...

Keine Antwort drauf. – Zum Schweigen
Bringen Zymbal sie und Geigen,
Leeren tiefen Zug's die Becher,
Und nach Hause ziehn die Zecher.


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