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I.


Meine Lieder.

In Gedanken ich mich oft versenke,
So daß ich nicht weiß, woran ich denke;
Flieg' durch's Vaterland die Kreuz und Quere,
Schwing' mich über Berge hin und Meere! –
Und mein Lied, das dann entsteht, ist immer
Meiner Träumer-Seele Mondenschimmer.

Doch statt Phantasie'n mich hinzugeben,
Sollte wohl ich meiner Zukunft leben ...
Ei was auch bekümmert mich das Morgen?
Gott ist gut, er wird schon für mich sorgen.
Und dann sind die Lieder, die ich singe,
Sorglos heit'rer Seele Schmetterlinge.

Find 'ne schmucke Maid ich, so vergrabe
Tiefer noch die Sorg' ich, die ich habe;
Blicke tief in ihres Auges Gluthen,
Wie der Stern in stille Wasserfluthen.
Und die Lieder, die mich dann umkosen,
Sind verliebter Seele wilde Rosen.

Liebt sie mich: greif' ich beglückt zum Becher;
Und wenn nicht: bin ich ein düst'rer Zecher;
Doch sobald im Glas der Wein blinkt helle,
Ist der bunte Frohsinn auch zur Stelle.
Und mein Lied in solchem Augenblicke
Ist der trunk'nen Seele Irisbrücke.

Doch indeß die Becher fröhlich kreisen,
Liegt die Hand der Völker noch in Eisen,
Und je heller auch das Glas erklinge,
Um so finst'rer klirren Kettenringe.
Und es sind dann meine Liederchöre
Gramerfüllter Seele Wolkenflöre.

Doch was trägt das Sclavenvolk die Schande?
Steht nicht auf, zu sprengen seine Bande?
Hofft's von Gottes Gnaden, daß durchnagen
Soll der Rost die Fesseln, die sie tragen?
Dann o sind die Lieder meiner Kehle
Blitz und Donner der empörten Seele!


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