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In meinem Geburtsorte.

Hier ließ Gott das Licht der Welt mich schauen,
In des Tieflands schönen weiten Auen,
Hier dies Städtchen ist's, dem ich entstamme;
Als wär's voll vom Sang' noch meiner Amme –
Längst verhallt, fällt er mir jetzt noch ein:
»Maikäfer Du, goldnes Maikäferlein!«

Zog als Knabe in die Welt, die weite,
Und als Mann kehr' ich zurück nun heute.
Zwanzig Jahre sind seither entschwunden,
Reich an bitt'ren und an frohen Stunden ...
Zwanzig Jahr' ... wie fliehn der Stunden Reihn!
»Maikäfer Du, goldnes Maikäferlein!«

Sagt, wo seid Ihr meine Jugendbrüder?
Lasst von Euch nur Einen sehn mich wieder!
Kommt, daß ich vergess' an Eurer Seiten,
Daß gereift zum Manne mich die Zeiten,
Fünfundzwanzig Jahr' zum Mann' mich weihn ...
»Maikäfer Du, goldnes Maikäferlein!«

Wie der Vogel hüpft von Baum zu Baume,
Flattern die Gedanken mir im Raume,
Sammeln der Erinnerungen Spuren,
Wie die Biene Honig auf den Fluren;
Suchen auf jedweden Baum und Stein ...
»Maikäfer Du, goldnes Maikäferlein!«

Bin ein Kind, ward wieder jetzt zum Kinde,
Blas' ins Rohr, geschnitzt aus Weidenrinde,
Tummle drauf mein Steckenpferdchen munter,
Jetzt hat's Durst, ich führ's zum Quell hinunter,
So, nun trank's, jetzt hopp lieb Pferdchen mein ...
»Maikäfer Du, goldnes Maikäferlein!«

Abendglöckchen bimmelt durch die Haide ...
Roß und Reiter, müd' sind sie schon beide;
Heim geh' ich, die Amme nimmt mich wieder
Auf den Schooß, und singt mir Wiegenlieder;
Still ich lausch', und schlummre halb schon ein –
»Maikäfer Du, goldnes Maikäferlein!« ...


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