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VI.


An ein Mädchen.

Schön ist's, Dich zu sehen, kleiner
Blonder Engel,
Du noch Knospe an des Lebens
Rosenstengel.
Möcht' auf Mund und Aug' Dir sehen
Ohne Rast:
Auf dem Mund das Herz – die Seel' im
Aug' Du hast.

Offen liegt vor mir Dein Herzchen
Ohne Hülle;
Wie das Vogelnest im Winter
Ist's noch stille.
Wart' nur, warte, kommt der Frühling
Erst heran,
Welch ein lärmend Volk erfüllt die
Brust Dir dann.

Das auch ist des Lebens schönste
Zeit von allen,
Wenn zum Erstenmale dann des
Herzens Hallen
Sich bevölkern, und mit ihrem
Ganzen Staat
Die allmächt'ge hohe Fürstin:
Liebe naht.

Ihr Gefolg' sind: Freude, Kummer,
Lächeln, Zähren,
Hoffnung, Zweifel und wer weiß: wer
All' sie wären?
Überfüllt von Gästen wird das
Herze da,
Ach, es fühlt das arme sich dem
Bersten nah'.

Diese Leutchen poltern, lärmen,
Pochen, nagen
Tag und Nacht ein ew'ges Hasten,
Rennen, Jagen;
Und bei diesem Toben, das da
Nimmer ruht,
Ist uns gar so wehe – gar so
Wohl zu Muth! ...

Ei, Du lächelst, lose Kleine?
Oder sollte
Dir bekannt sein, was erklären
Ich Dir wollte?
Nein! das kann ich nimmer glauben,
Mägdelein ...
Und wär's doch? – sollst Du mir um so
Werther sein.


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