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Wieder leb' ich, doch kein Wunder ...

Wieder leb' ich, doch kein Wunder:
Da ich sie gesehn aufs Neu'!
Meine Seele kehrte wieder,
Und ich denke wieder frei.

Qual und Hoffnung zünden wieder
Fackeln an in meiner Brust,
Und in diesem hellen Saale
Treiben sie's in toller Lust. –

Wissen wollt' ich jetzt nur Eines,
Und es macht den Kopf mir schwer:
Was nur sein mag dies Begegnen:
Absicht oder Ungefähr?

O, dies Mädchen ist ein Räthsel,
Und sein Herz ein tiefer See,
Ob auch scharf mein Aug', es dringet
Nicht in seines Grundes Näh'.

Mädchen, ach, umsonst Dein Räthsel
Zu enthüllen ich versuch',
Eines bist Du mir von Beiden:
Himmelssegen oder Fluch.

Was doch bist Du? ... gleich 'ner Kette
Schließt mich dies Geheimniß ein;
Längst schon müsst' ich wieder ziehen,
Doch ich kann mich nicht befrei'n.

Lüfte, Mädchen, diesen Schleier,
Der Dein Haupt umwunden hält,
Denn ich kann Dich nicht verlassen,
Bis Dein Schleier niederfällt ...

Aber weh', ich muß von hinnen,
Sind auch Zweifel mein Geleit;
Das Geschick ist Herr – ich folge –
Ach, es fleht nicht: es gebeut.

Nun ich geh', doch nicht für immer!
Streuet Dir der junge Mai
Frische Blumen in die Locken,
Naht Dein Sänger Dir aufs Neu'.

Dann will ich die erste Schwalbe
Dort vor Eurem Hause sein,
Jeden Morgen, jeden Abend
Zwitschern um Dein Fensterlein.

In dem Garten, durch die Fluren
Gehn wir Arm in Arm dahin,
Sehn das helle Blut der Erde;
Sehn die Bäche schäumend ziehn.

Sehn die tausend Blumenkelche
Sich erschließen allerwärts,
Und siehst diese Du sich öffnen,
Oeffnet sich wohl auch Dein Herz.


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