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Wüst und traurig ist da diese Tschárda
Draußen so wie drinnen,
Hungernd, durstend zieht der arme Wandrer
Wiederum von hinnen:
Denn an Speise fehlt's, und sieht er nur den
Wein, der zu bekommen,
Flucht er Noah, daß er in die Arche
Trauben auch genommen.
Ganz durch's Stübchen zieht ein langer schmaler
Tisch sich hin; ihn stützen
Kraftlos alte Füße, die mit Mühe
Vor dem Fall ihn schützen.
Dran die Bank, dem Tische gleich an Länge;
Mitten zu die Fläche
Etwas eingefallen – nicht von Gästen:
Nur aus Altersschwäche.
Gegenüber steht das Bett. Schon lange
Mag's bereitet stehen;
Doch sich drein zu legen mochte Jedem
Wohl die Lust vergehen.
Halb schon auf die Schulter ist dem Ofen
Da der Kopf gefallen;
Seine würd'ge Stirne wie gerunzelt
Von den Rissen allen.
Ein gar mürr'scher Alter ist der Gastwirth,
Und man könnte wähnen,
– Da er immer schweigt – er hält 'nen Mund sich,
Um damit zu gähnen.
Also ist der Gastwirth; und sein Weibchen,
Das ihm steht zur Seiten?
Nun, sie mag 'ne schmucke Maid gewesen
Sein zu ihren Zeiten.
Doch die Zeit, sie hat die gute Alte
Schmählich mitgenommen,
Hat sie auch die Fünfzig, Fünfundfünfzig
Noch nicht lang erklommen.
Füglich könnt ihr Haar, das struppig fahle,
Ab 'nen Repshauf geben,
Und ihr gräulich Antlitz wäre gleich die
Vogelscheuch' daneben.
Sie auch spricht zu viel nicht; thut sie's aber,
Dann geschieht's in Galle:
Daß das Comitat jetzt ausgerottet
Die Betjáren alle.
Ja, da
diesen noch die Welt gehörte,
Tropfte es doch immer,
Doch seit
die fort, ging's mit den Geschäften
Alle Tage schlimmer.
Also traurig in der wüsten Tschárda
Drin die Dinge stehen,
Doch es giebt auch an der Außenseite
Heit'res nichts zu sehen.
Fenster hat sie eines nur; zur Hälfte
Glas – die andre hatte
Längst man schon verklebt mit 'nes Kalenders
Ausgerissnem Blatte.
War ein Kind im Hemdchen noch, da jener
Regen niederträufte,
Der zweidrittel Tünche von den Wänden
Dieser Tschárda streifte.
Hier und da sind ein paar gelbe Flecke
Uebrig noch geblieben,
Die auch von, mit Kienruß hingemalten,
Zeichen vollbeschrieben.
Zeiger ist ein Reif an einer Stange;
Wenn mit ihm sich balgen
Wind und Wetter, schwingt er melancholisch
Wie die Leich' am Galgen.
Nichts besitzt der Wirth an Vieh, als einen
Alten Hund; der sitzet
Schläfrig vor der Tschárda, ohne daß er
Schadet oder nützet.
Wie die Tschárda selbst, ist auch die Gegend.
Wo sich immer wende
Hin der Blick: man sieht nur Flugsandhügel
Ohne Ziel und Ende.
Kaum will's ein, zwei Beeren in dem kahlen
Sand zu blühn gelingen,
Die im Sommer ihre schwarzen Früchte
Wie verdrossen bringen.
Hieher zieht der Glockenton aus fernen
Dörfern – zu verscheiden,
Der verirrte Vogel blickt um sich und
Eilt, den Ort zu meiden.
Selbst die Sonn' scheint hier auf andre Weise:
Nicht so hell und munter –
Als säh' mitleidsvoll auf die verwaiste
Tschárda sie herunter.
Von der Tschárda hundert Schritt' auf einer
Sand'gen Höh' erhoben,
Steht ein alter steingehau'ner Heil'ger
Unbeachtet oben.
Dem hing wer 'nen alten Brodsack um, als
Hätt' er sagen wollen:
Stehst vergeblich hier, in Gottes Namen
Magst auch Du Dich trollen!