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IV.


An die Dichter des Neunzehnten Jahrhunderts.

Daß Keiner jetzt mit leichtem Sinne
Die Laute an zum Liede stimmt!
Der nimmt auf sich 'ne schwere Bürde,
Der jetzt zur Hand die Laute nimmt.
Weißt Du nichts Andres, als zu singen
Vom eignen Glück, vom eignen Leid:
O dann bedarf die Welt nicht Deiner –
Die heil'ge Laute leg' zur Seit'.

Wir irren, wie einst Moses irrte
Mit seinem Volk, durch Wüstenei'n,
Es war ihr gottgesandter Führer
Der Flammensäule Feuerschein.
Es hatte Gott in unsern Tagen
– Als Flammensäule auf der Bahn –
Dem Volke hergesandt die Dichter,
Daß sie es führen nach Kanaan.

Herbei denn Alles, was da Dichter,
Und führt das Volk durch Meer und Land!
Und Fluch auf Jenen, der die Fahne
Des Volkes schleudert aus der Hand.
Und Fluch Dem, der sein Volk verlässet,
Weil träg' er, oder ohne Muth,
Und der, indeß das Volk sich mühet
Und kämpft und ringt, im Schatten ruht!

Wohl giebt es tückische Profeten,
Die allenthalben thun bekannt:
Wir brauchen weiter nicht zu wandern,
Erreicht ist das gelobte Land.
Doch sind dies Lügen, freche Lügen –
Hört an nur die Millionen da,
Die in der Sonne Gluthen darben
Und dürsten, der Verzweiflung nah'.

Wenn einst vom Korb des Überflusses
Ein Jeder nimmt sein gleiches Pfund,
Wenn einst am Tisch des Menschenrechtes
Ein gleiches Recht wird Allen kund,
Wenn einst des Geistes Sonnenhelle
Durch jedes Haus zieht seine Bahn –
Dann werden wir erst rufen können:
Nun ruht, erreicht ist das Kanaan!

Doch bis dahin, da giebt's kein Rasten,
Nur Kämpfen heißt es immerfort!
Es hat für unsre Müh' das Leben
Vielleicht kein einzig Dankeswort:
Der Tod jedoch drückt unsre Augen
Dereinst mit sanftem Kusse zu,
Senkt uns an einem Blumenseile,
Auf sammt'nem Pfühl zur ew'gen Ruh'.


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