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Auf dem Pflaster der Sakristei der Kirche Pieve Terzagni in Tremona befindet sich um das Mosaikbild der vier Evangelisten die folgende Inschrift:
S | A | T | O | R |
A | R | E | P | O |
T | E | N | E | T |
O | P | E | R | A |
R | O | T | A | S |
Hunderte haben sich schon vergeblich den Kopf zerbrochen, um den Schlüssel zu den rätselhaften Worten zu finden, die keinen Sinn ergeben. Die wenigsten aber wissen, daß über jene Inschrift bereits eine ganze Literatur aus verschiedenen Jahrhunderten vorhanden ist; denn eben dieselbe Inschrift findet sich in verschiedenen anderen alten Kirchen, so beispielsweise in der Peterskirche bei Capestrano, in der Mutterkirche von Magliano, die durch das letzte Erdbeben in Trümmer gelegt wurde, in der Kirche der Augustinerinnen von Verona, in verschiedenen französischen und englischen Kirchen, ja selbst in Ägypten und bis weit nach Äthiopien hinein begegnet man dem merkwürdigen Buchstabenrätsel.
Aber nicht nur in der mittelalterlichen Baukunst figuriert das Rätsel, sondern auch in einer Bibel der Karolingerzeit, auf einem Siegelstempel der spanischen Inquisition, auf den Stempelmarken der österreichischen Schatzkammer vom Jahre 1572, auf verschiedenen Medaillen, auf dem Boden eines Silberbechers, der auf der Insel Gotland gefunden wurde, und anderen Gegenständen mehr befindet sich die obengenannte Inschrift.
374 Der italienische Gelehrte Professor Panza hat jetzt in einem mittelalterlichen Studien gewidmeten Werk, in dem auch von unserer Inschrift die Rede ist, eine Erklärung des Rätsels zu geben versucht. Sie beruht auf dem Hinweis, daß die Anordnung der Buchstaben, die von vorn oder hinten, senkrecht oder wagerecht gelesen werden können, das Geheimnis der Formel birgt. Nach der bisher gegebenen Erklärung stellt diese Anordnung, die in vier Richtungen gelesen den gleichen Wortlaut gibt, also ein Palindrom in vierter Potenz ist, das Gleiche dar, was die Heilige Schrift durch den Wind und durch die Bewegung des sich vor- und rückwärts drehenden Rads ausdrücken will. Wie Wind und Rad ist dementsprechend auch diese Inschrift das Sinnbild und der schriftliche Ausdruck der Ewigkeit und des Unendlichen, das heißt Gottes.
Im Jahre 1916 hat ein Kriegsteilnehmer, H. William, die 25 Buchstaben nach symmetrischen Rösselsprunglinien gedeutet. Das ergab: »Oro te pater, oro te pater, sanas« (»Ich bitte dich Vater, ich bitte dich Vater, du heilst!«). Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese scharfsinnige Deutung, die das Quadrat in ein Stoßgebet auflöst, für die Zukunft den Sieg erringen wird.