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Die enge Aneinanderdrängung der Hauptteile New Yorks, die Unmöglichkeit, den Stadtteil, der auf der Manhattan-Insel liegt, in die Länge oder Breite auszuziehen, haben zu einer Entwicklung in die Höhe gezwungen. Man kann heute in New York zwei Straßensysteme unterscheiden, die im rechten Winkel zu einander stehen: wagerechte Straßen und senkrechte Straßen. Die letzten werden durch die Fahrstuhlschächte gebildet, die in den Turmhäusern zu größten Höhen aufsteigen.
Diese Wolkenkratzer, die auf der Manhattan-Spitze ziemlich eng zusammenstehen, gehören mit zu den großartigsten Leistungen der modernen Bautechnik. Aus unverbrennlichem, unzerstörbarem Material, aus Eisen und Steinen aufgeführt, besitzen sie eine eigene Schönheit. Zwar ist der Anblick einer Straße, in der zwischen zwei Wolkenkratzern niedrige Häuser eingeklemmt sind, nicht sehr angenehm. Aber es ist doch schließlich gelungen, für diese Riesenbauten einen Stil zu finden, der sie selbst auch ästhetisch annehmbar gemacht hat. Ihre Nützlichkeit für die Stadt New York ist nicht zu bestreiten, denn ihnen allein verdankt sie ihre außerordentliche Entwicklung. Ohne das Hinaufsteigen in die Höhe 13 wäre die Stadt nicht imstande, alle die Menschen zu bergen, die jetzt in ihr und damit auch für sie arbeiten.
Nach amerikanischer Art wachsen die Ausmaße der Turmhäuser mehr und mehr. Als am Platz der City Hall das 130 Meter hohe Park Row-Gebäude mit 33 Stockwerken und fast 1000 Geschäftsräumen errichtet wurde, staunte man schon über den kolossalen Bau. Aber mit seiner schmalen Front erscheint er heute kaum anders als ein etwas breit angelegter Turm. Schone das Haus der Metropolitan-Lebensversicherung steigt mit seinem Hochbau zu 50 Stockwerken und einer Höhe von 225 Metern auf, was das Anderthalbfache der Höhe der Cölner Domtürme bedeutet. Das Hauptgebäude hat freilich nur elf Stockwerke und 54 Meter Höhe.
10 000 Menschen birgt den Tag über das gewaltige Hudson Terminal-Haus. In ihm sind Läden aller Art, Büros und Banken untergebracht. Es besitzt ein eigenes Postamt und eine Polizeiwache. 22 Stockwerke liegen über, 4 Stockwerke unter der Erde. Das tiefste wird von einem Bahnhof der Untergrundbahn eingenommen. Zur Errichtung der Fundamente mußte der Felsen 30 Meter tief weggesprengt werden. 24 000 Tonnen Stahl und 60 Millionen Ziegelsteine wurden verwendet. 39 Aufzüge vermitteln den Verkehr zwischen den Stockwerken.
Besonders eigenartig ist der Wolkenkratzer, den man in New York das Bügeleisen nennt. Es ist ein dreikantiger Turm von 20 Stockwerken und 95 Metern Höhe, der an der spitzwinkligen Kreuzung des Broadways mit der Fünften Avenue steht. Wie ein Keil springt das eigenartige Haus in den Verkehrsstrom hinein, der ständig um diese Ecke flutet.
Das Turmhaus der Equitable-Versicherungsgesellschaft wurde mit einem Kostenaufwand von 140 Millionen Mark errichtet und erreicht eine Höhe von 200 Metern. 62 Stockwerke liegen hier in einem Haus übereinander, das aus drei aufgetürmten, nach oben hin kleiner werdenden Würfeln gebildet wird. Aber auch dieses Riesenhaus wird noch von dem Woolworth-Gebäude, dem größten Haus auf der Erde, übertroffen. 200 Kilometer weit sieht man des Nachts auf dem Ozean das Licht vom Dach dieses Gebäudes leuchten. Es ist 250 Meter hoch, nähert sich also der Erstreckung des Eiffelturms. Allein die Arbeiten unter der Erde für die Errichtung des Baus haben eine Million Dollar gekostet. Während der Entstehungszeit wurden zwei Jahre lang täglich 5000 Dollar an die Arbeiter gezahlt. Der Bau ist aus 70 ungeheuren Betonsäulen errichtet, die in den Felsen eingelassen sind. Die Gesamtbaukosten betrugen gegen 40 Millionen Mark. Aber auch mit diesem riesenhaften Haus dürfte die Entwicklung der Turmbauten nicht abgeschlossen sein. 14