Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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215. Das telegraphierte Bild

Ihre wichtigste Anwendung hat die Eigenschaft der Selenzelle, ihren elektrischen Widerstand bei wechselnder Belichtung zu ändern, in der Bildtelegraphie gefunden. Die jahrelangen, mühevollen Arbeiten von Professor Artur Korn auf diesem Gebiet sind durch glänzende Ergebnisse belohnt worden. Die Bildtelegraphie gehört zu den schönsten praktischen Ergebnissen physikalischer Forschung.

Man ist heute im Stande, jedes Bild, das als photographisches Negativ auf einem durchsichtigen Film vorhanden ist, in sechs bis zwölf Minuten über eine gut isolierte Drahtleitung auf beliebige Entfernung zu übertragen. Es erscheint an der Empfangsstelle genau in seinen Unterschieden von hell und dunkel, nur durch einen leichten Linienschleier überdeckt, der jedoch auch fast ganz zum 300 Verschwinden gebracht werden kann, wenn man die Übertragungszeit verlängert. Das Bild wird zum Zweck der telegraphischen Übermittlung Punkt für Punkt abgetastet, der Helligkeitswert jedes Punkts von der Selenzelle registriert, und dadurch wird an der Empfangsstelle ein konstanter Lichtstrahl in entsprechender Weise beeinflußt, sodaß er bald heller, bald dunkler auf einen vorübergeführten photographischen Film einwirkt.

Die Erfindung ermöglicht das sensationelle Ergebnis, daß man ein Ereignis, welches sich jetzt in Berlin zuträgt und photographisch festgehalten wird, schon eine Stunde später in München, Stockholm oder Paris als gedrucktes Bild zur Anschauung bringen kann. Wenn erst die Schwierigkeit der großen Kosten für die lang dauernde Übertragung auf teuren Leitungen – also etwas rein äußerliches – überwunden ist, werden die großen illustrierten Zeitungen einen ebenso rasch wirkenden Ferndienst unterhalten können, wie es heute die Tageszeitungen mit ihren Nachrichten tun.


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