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Unfern von Koblenz am Lurleyfelsen befindet sich ein Echo, das auf kurzen Anruf 17mal antwortet; ebenso oft wiederholt das Echo von Woodstock ein Wort zur Tageszeit, 20mal aber in der Nacht, wie Robert Plott meldet, der es genau untersucht und beschrieben hat. In der Nähe von Verdun ist ein Punkt zwischen zwei Türmen durch ein 13faches Echo ausgezeichnet. In einem Bauwerk zu Pavia antwortet ein Echo auf irgend eine Frage 30mal mit der letzten Silbe.
Für die natürlichen Echos liefern die Felsgruppen von Aldersbach und Weckelsdorf sowie die Vorlande der schwäbischen Alp Musterbeispiele. Aber die künstlichen Konfigurationen stehen den natürlichen in der Erzeugung auffälliger Schallwirkungen keineswegs nach. Bekannt ist die schöne Echowirkung auf dem runden Platz in Cassel. Im Altertum war das berühmteste Echo das am Grabmal der Metella in der römischen Campagna, das 15 aufeinanderfolgende Silben, nämlich einen ganzen Vers aus Virgils Äneide achtmal wiederholte.
Der gelehrte Gassendi erwähnt dieses Echo noch aus eigener Anhörung, später scheint sich das Schallwunder vom Grabmal der Metella aus unbekannten Ursachen verloren zu haben.
Pater Kircher und Monge beschrieben ein Echo vom Schloß von Simonetta bei Mailand. An das Hauptgebäude lehnen sich zwei parallele Seitenflügel, zwischen denen ein Pistolenschuß 56mal knallt.
Außer den genannten hat W. Dove Nachrichten über sehr interessante Echos veröffentlicht, so über das 15fache vom Lago del Lupo, über das 22fache an der Menaibrücke. Eine in den Schriften der Pariser Akademie enthaltene Abhandlung vom Jahre 1692 berichtet über ein fabelhaftes Echo von Genetay bei Rouen in der Normandie: in dem halbkreisförmigen Hof eines Bauwerks singend, hört der Sänger nur seine eigene Stimme, ein Anderer in einer gewissen Entfernung wiederum nur deren Echo, aber mit großen Verschiedenheiten, indem es je nach 248 dem Standort bald nahe, bald fern, bald deutlich, bald verschwommen, bald wie eine Stimme, bald wie ein Chor von mehreren Stimmen erklingt.
W. Zimmermann ergänzt das Register durch Hinzufügung der »Flüstergalerien«, mit Berufung auf die Paulskirche in London und die Peterskirche in Rom. An eine dieser Galerien, in der Kathedrale zu Girgenti in Sizilien, knüpft sich eine Tragödie. Ein Nobile besucht diesen Bau, um einem Freund die architektonischen Schönheiten zu erklären und bleibt plötzlich, infolge einer akustischen Wahrnehmung, wie versteinert stehen. Er befand sich gerade in dem einen Brennpunkt des Kreuzgewölbes, in dessen anderem Brennpunkt ebenso zufällig ein Beichtstuhl stand. Durch den Schallreflex hörte der Nobile aus der Entfernung Wort für Wort die Beichte seiner eigenen Gattin, die dem Priester eine begangene Untreue anvertraute. Diese seltsamen Reflexe führten zu Wirkungen handgreiflicherer Art, nämlich zu zwei Dolchstößen, an denen die Gattin und ihr Galan verendeten.
Nach der griechischen Mythologie war Echo eine Nymphe, die sich aus Liebesgram verzehrte, sodaß von ihr nur die Stimme, und auch diese nur in Silbenspuren übrig blieb. Ihr Leiden scheint sich später gebessert zu haben, denn jene Beispiele beweisen, daß es die Nymphe Echo mit ihrer angeblichen Einsilbigkeit bis zu enormer Geschwätzigkeit gebracht hat.