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Quelle: Dr. Richard Hesse: »Der Tierkörper als selbständiger Organismus«, erster Band des Werks: »Tierbau und Tierleben in ihrem Zusammenhang betrachtet« von Dr. Richard Hesse und Dr. Franz Doflein. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1910.
In der Natur waltet eine eigenartige und sinnvolle Ökonomie.
Eine Reihe von Tieren besitzt Muskeln, die im Verhältnis zu der gesamten Körpergröße so stark sind, daß das Tier ein Vielfaches seiner Körperlänge im Sprung zurückzulegen vermag. Die Heuschrecke springt 30 mal weiter als sie lang ist, die Springmaus kann das 15 fache, die Waldmaus das 8 fache ihrer Körperlänge überspringen.
Wenn ähnliche Verhältnis bei den großen Raubtieren obwalten würden, so hätte sich niemals ein Mensch in einen Urwald wagen können. Aber glücklicherweise nimmt die Länge der Sprünge im Vergleich zur Körperlänge mit zunehmender Größe stark ab. Die Kraft der einzelnen Muskeln wächst nicht entfernt so rasch wie das Gewicht der Tiere. So können der Tiger und der Löwe nur noch dreimal so weit springen wie ihre Körperlänge ausmacht.
99 Man stelle sich das Entsetzliche vor, daß sie ebenso wie der Floh, der Meister unter den Springern, 200 mal so weit springen könnten, wie sie lang sind. Dann könnte ein Löwe mit einem Satz vom Denkmal Friedrichs des Großen in der Straße Unter den Linden zu Berlin bis zum Café Bauer gelangen. Kein Tier und kein Mensch wäre wohl imstande, sich vor diesem furchtbaren Springer zu retten. Er brauchte nicht mehr die Giraffe, um sein Gebiet zu durchfliegen, sondern könnte in grauenhaften Sprüngen auf eigenen Füßen die größten Entfernungen zurücklegen.