Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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41. Lokomotiven-Scheu

Als die Eisenbahn bereits erfunden, aber auf preußischem Gebiet noch nicht in Betrieb war, äußerte sich der damalige Generalpostmeister Nagler sehr ablehnend über das neue Verkehrsmittel. »Wo sollen wohl die Leute herkommen«, sagte er, »die so was benutzen werden? Ich lasse zwischen Berlin und Potsdam viermal die Woche die Diligence hin- und herfahren, und die ist auch noch manchmal schwach besetzt! Wozu also?« –

Bald darauf trat ein hohes Medizinalkollegium zusammen, um sich zu dem Gutachten zu vereinigen, das Eisenbahnfahren wäre lebensgefährlich. Eine Geschwindigkeit von über vier oder gar fünf Meilen in der Stunde könnte ein Fahrgast nicht aushalten; ja sogar vom bloßen Hinsehen würde man Ohnmachtsanfälle bekommen, weshalb zum mindesten jede Schienenstrecke durch eine undurchsichtige Bretterwand den Blicken der Fußgänger entzogen werden müsse. Daß jeder Mensch als Erdpassagier sich mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern – nicht in der Stunde, sondern in der Sekunde – im Raum bewegt, kam dem gelehrten Kollegium nicht zum Bewußtsein.

Als aber dann die Lokomotive in Deutschland ihren Siegeslauf begonnen hatte, erklärte der damalige Fürst von Anhalt-Cöthen: »Ich muß in meinem Lande auch so eine Eisenbahn haben, und wenn sie tausend Taler kosten sollte!«


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