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Quelle: Krall: »Denkende Tiere«. – Aufsatz von A–n in Aachen in der »Bergisch-Märkischen Zeitung« von November 1912.
Ein historisch beglaubigtes »denkendes Pferd« wurde Ende des sechzehnten Jahrhunderts in London gezeigt. Das Tier hat sogar die Ehre genossen, von Shakespeare in der »Verlorenen Liebesmüh'«, erster Akt, 2. Szene, verewigt zu werden. Dieses Pferd hieß eigentlich »Marokko«, wurde aber allgemein »das Pferd von Bankes« genannt, nach dem Namen seines Besitzers. In verschiedenen gelehrten Schriften zeitgenössischer Autoren werden die Leistungen des Pferds – die unleugbar ein Denkvermögen voraussetzen – ausführlich geschildert. In Paris entging Bankes mit knapper Not dem Schicksal, als Hexenmeister angeklagt zu werden. Kurz darauf war er aber so unvorsichtig, mit seinem Wundertier nach der päpstlichen Dunkelstadt Rom zu gehen, und dort wurde er wirklich als höllischer Zauberer zu einem grausamen Tod verurteilt. Ben Jonson gedenkt dieses tragischen Schicksals in seinem 134. Epigramm.
M. Guer berichtet in seiner »Histoire critique de l'âme des Bêtes« von dem »berühmten Pferd«, das im Jahre 1732 auf dem Markt von St. Germain gezeigt wurde. Der Philosoph Le Gendre ergänzt den Bericht durch die Angabe: man könne nicht daran zweifeln, daß dieses Pferd von St. Germain durch die Zeichen oder Bewegungen seines Herrn geleitet würde. Erstaunlich sei es aber, daß es sich nach Zeichen richte, die allen Zuschauern unbemerkbar blieben. Und nun fügt der Herausgeber der »kritischen Geschichte . . .« hinzu: »Das ist meines Erachtens nicht genug. Ich weiß nicht, ob man zu weit gehen würde 80 mit der Behauptung: um diese Zeichen – wenn solche vorhanden waren – zu verstehen und zu befolgen, müßte das Pferd vielleicht ebensoviel Verstand haben wie sein Herr!« Diese Bemerkung, die den Kern der Sache trifft, wurde vor mehr als 160 Jahren gemacht.