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Auf der Heimkehr.

Wie lange lechzte im Sonnenbrand
Nach Thau und Regen das dürftige Land!
Dunkle Wolken zogen am Himmel auf
Und manch spähendes Auge folgt' ihrem Lauf;
Doch sie suchten sich ein anderes Feld
Als das trockene Land in der Neuen Welt,
Und es dient ihr ersehnter Segensguß
Nur zu mehren des Meeres Ueberftuß.
Bald folgt – auf der Ankerketten Gerassel
Bei der Abfahrt des Schiffs – ein gewaltig Geprassel,
Und zeigt der Himmel sich so erbötig,
Regen zu spenden, wo's gar nicht nöthig,
Daß selbst unser Schiff sich darüber Gedanken
Seltsamer Art macht und anhebt zu schwanken
Wie ein Gläubiger, den ein gelehrter Schwätzer
Durch wässrige Gründe gemacht zum Ketzer.
Die gläubigsten Damen selbst auf dem Verdeck
Spielen jetzt mit ihrem Glauben Versteck,
Umflort wird ihr Auge, unsicher ihr Schritt,
Das Schiff schwankt und sie schwanken mit.

Wohin sie schwankten, ich will's nicht sagen,
Noch was sich sonst dabei zugetragen;
Denn, äußerten sie's auch selber mündlich,
Es nachzuerzählen halt' ich für sündlich.
Eine junge Amerikanerin
Ward mir zur holden Mahnerin,
Mich ihrer stützend zu erbarmen.
Gern lieh ich meinen Arm der Armen,
Hinab sie führend in die Kajüte.
Bald hatte mit christlichem Gemüthe
Sich jeder Herr einer Dame erbarmt.
So ward das Verdeck an Schönheit verarmt;
Denn die meisten der seekranken weiblichen Gäste
Waren jung, und das war an ihnen das Beste.

Ich aber stieg wieder in raschem Lauf
Zu des schwankenden Schiffs Verdeck hinauf.
Der Regen prasselte immer noch munter
Aus allmählich verziehenden Wolken herunter,
Doch trug ich Regenmantel und Mütze
Und wollte erproben, wie beides mir nütze.
Meine Muse, der ich als meiner Braut
In der Jugend nur heimlich alles vertraut,
Ist, seit ich mich mit ihr vermählt,
Auch gegen die Außenwelt gestählt.


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