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(17. Mai 1880.)
Auf hohem Felsrück, weit umsäumt vom Kranze
Der Inseln, Berg' und Hügel in der Runde,
Strahlt San-Francisco heut im Festtagsglanze,
Der Städte Königin im Staatenbunde
Der Neuen Welt, und schaut auf Meer und Land,
Derweil die Wogen küssen ihr Gewand
Und murmeln, die sich huldigend um sie schmiegen:
Wie schnell bist du zur Größe aufgestiegen!
Ein ewiger Frühling blüht auf deinen Fluren,
Das Weltmeer wirft ans Ufer feine Schätze,
Der Bergmann folgt im Schacht des Goldes Spuren,
Der Fischer füllt im Strome seine Netze,
Und rings um deine weitgeschwungene Bucht
Im Winter wie im Sommer reift die Frucht,
Auf blumigen Triften grast die fette Heerde
Und reich für alle Arbeit lohnt die Erde.
Reich springen rings die Quellen des Genusses,
Leicht macht das Glück die Reichen zu Verschwendern –
Und doch in diesem Land des Ueberflusses
herrscht Noth und Elend wie in andern Ländern.
Nicht jedem ist die launische Göttin hold,
Mehr Unglück schafft, als Glück, die Gier nach Gold,
Und hier wie überall bewährt im Leben
Der Spruch sich: »Wer da hat, dem wird gegeben!«
Weh dem, der nicht hat! Weh dem armen Kranken,
Deß Kraft versiegt in schwerer Arbeit Mühen,
Weh dem, der mit hochstrebenden Gedanken
Den Traum des Glücks wie Flutschaum sah versprühen!
Wie manchen, dem's das Goldland angethan,
Trug deine Woge, Stiller Ocean,
Nach Californien durch die Goldene Pforte,
Deß frischer Trieb bald welkte und verdorrte!
Wie viele führt der Drang nach Abenteuern,
Die Sucht nach Golde zu ganz anderem Ziele!
Drum Heil den Händen, die dem Unglück steuern
Der Leidenden – auch ihrer gibt es viele!
Sie folgen der freispendenden Natur,
Die neu im Mai mit Gaben schmückt die Flur,
Das Wohlthun machen sie zum Fest der Freude,
Im Schmuck der Blumen prangt das Festgebäude.
So fügen sie zum Guten noch das Beste
Und spenden Früchte, wo es Blüten regnet;
Und mich auch luden sie zum frohen Feste,
Landsleute, wie mir bess're nie begegnet.
Gesegnet seist du, California,
Wo ich solch deutsches Fest des Maien sah!
Und als Tribut zu andrer Liebesgabe
Biet' ich im Lied das Beste, was ich habe.