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(Den fremden Sängern zum Wettgesang in Wiesbaden, August 1881.)
Willkommen, werthe Festgenossen,
Zum Kampf mit offenem Visir!
Ihr sprengt nicht an auf wilden Rossen,
Brecht keine Lanzen im Turnier:
Die Seele durch Gesang erschlossen,
Um Sieg des Wohllauts kämpft man hier. –
Willkommen, werthe Festgenossen,
Zum Kampf mit offenem Visir!
Im Hauche kommt und flieht das Leben,
Und reiner Hauch ertönt als Lied,
wie's Gott der Nachtigall gegeben,
Auch manchem Menschenkind beschied,
Das, sich zum höchsten zu erheben
Mit Ernst bedacht, Gemeines mied. –
Im Hauche kommt und flieht das Leben,
Und reiner Hauch ertönt als Lied.
So zeigt denn eure Kunst, ihr Sänger!
Wir öffnen ganz euch Ohr und Herz,
Verscheucht ein Kurzes die Bedränger
Des Lebens, – Sorge, Noth und Schmerz.
Je schöner der Gesang, je länger
Folgt uns sein Nachklang allerwärts. –
So zeigt denn eure Kunst, ihr Sänger,
wir öffnen ganz euch Ohr und Herz.
Haucht in das Lied die ganze Seele,
Doch in der Kunst gemessnem Klang,
Singt ohne Falsch und ohne Fehle,
Und im vielstimmigen Gesang
Macht jeden Ton zum Klangjuwele
Durch Eintracht im Zusammenhang. –
Haucht in das Lied die ganze Seele,
Doch in der Kunst gemessnem Klang!
Laßt unsre Ohren Wohllaut trinken
Aus eures Munds beseeltem Hauch;
Pokale, die als Preise winken,
Sie laden euch zum Trinken auch –
Und wenn sie randvoll vor euch blinken:
Wir trinken mit nach deutschem Brauch! –
Laßt unsre Ohren Wohllaut trinken
Aus eures Munds beseeltem Hauch!
Seid uns willkommen, Sangesgäste,
In unsrer blühnden Quellenstadt!
Sie schmückt sich zum Gesangesfeste
Mit allem Schönen, was sie hat,
Und beut zum Siegerkranz das Beste
In Eichenlaub und Lorberblatt. –
Seid uns willkommen, Sangesgäste,
In unsrer blühnden Quellenstadt!