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Kunst und Leben.

Wo Kunst und Leben nach Vertiefung ringen,
Führt eins zum andern ein begeistert Streben,
Sich weihevoll und innig zu durchdringen
Im Wechselspiel von Nehmen und von Geben.
Die Kunst gedeiht nur in des Lebens Gunst,
Und recht zu leben ist auch eine Kunst,
So schwer wie alle Künste im Vereine
Im steten Kampfe gegen das Gemeine.

Denn wie die Blume wurzelt in der Erde,
Also der Mensch im Thier; und gleich der Blume,
Die, daß ihr Duft und Glanz erschlossen werde,
Sich rein erhebt aus schmutziger Ackerkrume,
Doch in der Wurzel an den Grund gebannt,
Kann auch der Mensch, der sich als Mensch erkannt,
Sich über seinen dunkeln Grund erheben;
Doch nur, wenn höhres Licht erhellt sein Leben.

Selbstlos und makellos die Blumen sprießen
Zum Licht empor in blühender Entfaltung,
Sie sehn viel Unkraut wuchernd um sich schießen,
Es stört sie nicht in reiner Selbsterhaltung,
Bis sich ihr duft'ges Dasein ganz erfüllt; –
Doch eh' der Mensch sich menschlich ganz enthüllt,
Muß er aus tausend Schlingen alles Bösen
Durch schweres Ringen Seel' und Leib erlösen.

Denn die Natur, die als besorgte Mutter
Für ihre Kinder denkt, selbst Dornenwaffen
Den Rosen schafft und allen Thieren Futter,
Läßt nur den Menschen für sich selber schaffen,
Und alles Bösen, alles Guten Keim
Versenkt sie tief ins Herz ihm insgeheim,
Daß er es pflege oder unterdrücke
Zu selbstgewähltem Unglück oder Glücke.

Von wilden Trieben hin- und hergerissen
Erweckt ihm erst Erfahrung oder Lehre
Das Urtheil mit dem schlummernden Gewissen,
Und nun beginnt der Kampf, der lange, schwere,
Den alle Menschen mit sich selbst bestehn,
Die nicht in wüster Thierheit untergehn,
Der Kampf, das Niedre in uns zu bezwingen,
Zu höhrem Dasein uns emporzuschwingen.

Die Kunst erhebt den Geist zu lichten Bahnen,
Läßt Ewiges in zeitlicher Bezirkung,
Vollkommnes hinter Unvollkommnem ahnen,
Zeigt Endliches unendlich in der Wirkung,
Verklärt die Wirklichkeit durch holden Schein,
Führt an der Schönheit Hand zur Wahrheit ein,
Lehrt uns das Leben selbst zum Kunstwerk machen,
Die Weisheit suchen und der Thorheit lachen.


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