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Ein Mann, der lange zu den gläubigst Frommen
Gehört, gerieth in zweifelndes Gewirre.
Des Grübelns Geist war über ihn gekommen,
Die Wunder machten ihn am Glauben irre.
In seiner Noth kam er zu einem Greise,
Der hoch im Ruf der Weisheit stand beim Volke
Und um sich zog lichthelle Lebenskreise,
Die nie verdunkelt eines Zweifels Wolke.
Der sprach: »Die größten Wunder, die ich kenne,
Stehn nicht geschrieben und sind keine Sage;
Im Ei legt mir ein Wunder jede Henne,
In jedem Grashalm tritt mir eins zu Tage.
Hier duftet der Jasmin, dort der Hollunder,
Im Lichte tanzt der Mücken bunt Gewimmel,
Staub wirbelt auf und Alles ist voll Wunder
Auf Erden, wie die Sterne dort am Himmel.
In diesem Steine schlummert noch das Leben,
Er ward aus Staub: mach' ihn aufs neu zu Staube,
Und Nahrung wird er jeder Blume geben
Im Felde, und im Weinberg jeder Traube.
Wer gab der Rose Glut und Duft zu eigen
Und des Gewebes wundervolle Feinheit?
Wer ließ aus schwarzer Erde Lilien steigen
So weiß wie Schnee in ihrer heil'gen Reinheit?
Der Stein kann sich nicht über sich erheben,
An ihre Wurzeln bleibt gebannt die Pflanze:
Der Mensch nur kann im Geist zum Lichte streben,
Erkennt sein Blick im kleinsten Theil das Ganze.
Und du magst zweifelnd noch nach Wundern fragen?
Sie athmen aus des Lebens Kern und Wesen.
Das Buch der Welt liegt Jedem aufgeschlagen,
Doch Wenige nur verstehn darin zu lesen.«