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Der Königsring.

Es war ein König im Perserland,
Der trug einen Ring an seiner Hand
Mit einem seltenen Edelstein,
Von also wunderbarem Schein,
Daß jedes Auge danach zielte,
Wenn er im Strahl der Sonne spielte.
Er kam mit dieser Schimmerhabe
Einst nach Schirás, zu Hafis' Grabe,
Und als er merkte, daß auch da
Jedweder nach dem Ringe sah,
Als wär's das größte Wunderding,
Sprach er: »Ich möchte mit dem Ring
Euch gerne eine Freude machen;
Er läßt sich nicht vertausendfachen,
Drum kann ihn Einer nur gewinnen
Durch glückbeflügeltes Beginnen.
Ich höre, ihr seid gute Schützen,
Und diese Kunst mag euch hier nützen.
Ich hänge den Ring am Baume auf,
Und jeder von euch zielt darauf,
Und wer ihn mitten mit dem Pfeil
Durchschießt, dem wird der Ring zutheil!«

Die besten Bogenschützen kamen
Und scharf den Ring zum Merkziel nahmen
Mit großer Kunst und kühnem Hoffen:
Allein der Ring blieb ungetroffen.

Ein Knabe zielte in der Nähe
Ganz ungeschickt auf eine Krähe,
Die, zu des Schießenden Verdrusse,
Gar nichts bemerkte von dem Schusse,
Indessen weit von ihrer Schwinge
Der Pfeil fest sitzen blieb im Ringe.

Nun erscholl ein großes Jubelgeschrei,
Man holte den Knaben schnell herbei,
Der, als ein richtiges Perserkind,
Auch in sein Glück sich fand geschwind,
Und, viel gerühmt ob seiner Kunst
Als Schütz, sich auch des Königs Gunst
Gefallen ließ, der mit dem Ringe
Ihm schenkte viele schöne Dinge.

Doch als der König fortgezogen,
Zerbrach der Knabe seinen Bogen,
Und als man nach dem Grund ihn fragte,
Der kluge Perserknabe sagte:
»Ich will das Glück, das ich gefunden,
Durch keinen zweiten Schuß verwunden.«


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