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Ein Bild der Welt.

(Nach Ben Jemin.)

Die Sage geht, daß Jesus Christ
Einst vor den Herrn der Welt getreten
Und ihn inbrünstiglich gebeten
Sie ganz zu zeigen, wie sie ist.
Der Schöpfer führt ihn in die Wüste;
Er fand ein Weib dort, das ihn grüßte.
Er trat hinzu und sprach zu ihr:
»Warum so einsam weilst du hier?«
Worauf sie gleich das Wort genommen:
»Ich bin, die du zu sehn gekommen!«
Doch er, verwundert, sprach sofort:
»Was soll das närr'sche Weiberwort?«
Drauf sie: »Herr, wenn es dir gefällt,
So sieh mich an: ich bin die Welt.«
»So laß mich in dein Antlitz sehn,
Um seinen Zauber zu verstehn!«
Rief er, und sie zog auf sein Wort
Den Schleier vom Gesichte fort,
Darin er, wie sich's offenbarte,
Jedweden Lasters Spur gewahrte.
Nun zeigten sich, enthüllt vom Schleier,
Auch ihre beiden Hände freier:
Die eine ganz von Blut befleckt,
Die andre hoch emporgestreckt.
»Sag' an« – befahl ihr Jesus Christ –
»Unreine Buhl'rin, was das ist!«
Sie sprach: »Mit einer Hand soeben
Nahm einem Buhlen ich das Leben
Und ließ die blutgefärbte sinken;
Die andre hob ich auf, zu winken,
Um für den Buhlen, der von hinnen
Ging, einen andern zu gewinnen.
Und – selber ist mir's wunderbar –
Stets wartet eine ganze Schar
Auf meinen Wink. Doch unter allen
Hat keiner mir als Mann gefallen,
Denn wen mein Blendwerk locken kann,
Der gilt mir nicht als rechter Mann,
Und nur dem rechten beugt' ich gern
Mein Haupt und Herz als meinem Herrn.«

O Ben Jemin! Suchst du das Glück,
Halt dich von dieser Welt zurück.

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