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Mariposa.

Ich ging die Wunderbäume zu sehn,
Die im Haine von Mariposa stehn
Und ihr immergrünes Kleid schon getragen
Eh David, der König, die Harfe geschlagen,
Eh Salomo weise Sprüche geredet
Und Simson die Philister befehdet.
Im Hochthal, aus welligem Felsgrund gebildet
Und weithin von schneeigen Felshöhn umschildet,
Da schlugen die mächtigen Waldesriesen,
Heut als die höchsten der Erde gepriesen,
Tief Wurzeln in granitnem Grunde;
Doch hatte kein Mensch von ihnen Kunde,
Bis ein Schwarm von versprengten braunen Wilden
Sein Lager aufschlug in diesen Gefilden.

Doch gelang es nicht den wilden Gesellen
Einen der Riesenbäume zu fällen;
Sie begannen die mächtige Borke zu trennen
Vom Stamm und Löcher hineinzubrennen,
Bis viele tief ausgehöhlte Bäume
Den Wilden dienten als Zufluchtsräume.

Es strotzte der Hain von Wild, sie zu nähren,
Von Riesenhirschen und grauen Bären,
Die nie zuvor ein Jäger bedräute
Und die nun fielen als reiche Beute.
Bald stiegen die braunen Jäger auch wieder
Zu den Ansiedlungen der Weißen nieder,
Ruhm zu gewinnen durch Rauben und Morden.
Doch erlagen im Kampfe die wilden Horden,
Und die Weißen folgten ihren Spuren
hinauf zu Mariposas Fluren,
Wo sie die Riesenbäume fanden,
Nachdem die Wilden darin verschwanden.
Von Mariposa ging die Kunde
Nun durch die Welt von Mund zu Munde,
Und Pilger kamen aus allen Landen,
Die hochgestreckten Halses standen
Vor den gewaltigen grünen Thürmen,
Die schon viel tausend Winterstürmen
Getrotzt und – will man's ihnen gönnen,
Viel tausenden noch trotzen können.

Ich ging, Zwei Weggefährten zur Seite,
Wir durchschritten den Hain die Länge und Breite,
Und, wie der Hirsch im Lauf die Zacken
Legt des Geweihs in seinen Nacken,
So hielten wir oft in den Nacken geschoben
Den Kopf, die Augen gerichtet nach oben,
Wir blieben vor manchem Baume stehen,
Seinen mächtigen Bau in der Nähe zu sehen,
Umschritten den Stamm, seinen Umfang zu messen,
Und merkten dabei nicht, wie schnell indessen
Die Zeit entschwand und Einer den Andern
Aus den Augen verlor beim Staunen im Wandern.
Schon dämmert's in Mariposas Hain,
Und plötzlich fand ich mich ganz allein.
Ich rief, doch keine Antwort kam,
Und als ich nun die Richtung nahm
Zum Waldsaum, wo wir unsre Pferde
verlassen, war's als ob die Erde
Sich lockre unter mir: ich steckte
In Schnee, der weithin sich erstreckte
Mit schwärzlich trügerischer Kruste
Im Hohlweg, den ich kreuzen mußte.
Sie knirschte, unter meinem Schritt
Einbrechend, und ich knirschte mit.
Der Angstschweiß quoll in dicken Tropfen
Mir von der Stirn, und laut zu klopfen
Begann mein Herz, wie eingefroren
Stand ich verlassen und verloren,
Versenkt im Schnee bis an den Leib.
Ich dacht' an Heimat, Kind und Weib,
Und mit den letzten Kräften rang
Ich mich empor, und es gelang.
Da hört' ich plötzlich Stimmen rufen
Und Stampfen wie von Rosseshufen.
Mit raschem Schritt den kurzen Raum
Durchmaß ich bis zum Waldessaum,
Wo wagen hielten, Roß und Reiter;
Mit ihnen zog ich fröstelnd weiter
Zum Rancho, unter dessen Dach
Ich nach des Tages Ungemach
Bald eine warme Zuflucht fand
An des Kammes Flackerbrand,
Wo bis zur Nacht beim lustigen Feuer
Erzählt ward manches Abenteuer.


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