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In den Prairien.

1.

Wie ausgetrockneter Meeresgrund
Mit salzgeschwängertem Boden,
Durch Urweltstürme gelb überstreut
Mit zerstiebendem Sande der Dünen,
Starrt das wellige Land, dessen Salz noch nicht
Zu Salz des Lebens geworden.

Nur spärliches Grün wagt sich schüchtern hervor
Neben silberfarbigem Büffelgras,
Das, mit Halmen, so fein wie Haare,
Den riesenhäuptigen Buffalo nährt
Und die zierliche Antilope.

Doch über das silberne Gras
Erhebt sich in krausem Gesträuch,
Mit feinen, mattgrünen Blättern,
Der wilde, scharfduftende Salbei,
Dessen wunderthätige Kräfte
Schmerzen stillen und Wunden heilen
Der rothhäutigen Wilden,
Die in versprengten Resten
Auf den seltenen Plätzen der Wüste,
Wo noch im Schatten von Bäumen
Frische Quellen springen,
In rauchigen Wigwams lungern,
Und – während die Weiber
Wildkatzen am Rost braten –
In trüben Gedanken
Den Rauch ihrer Pfeifen
Aufsteigen lassen
Mit dem brandigen Rauche des Herdes.

.

2.

Hier locken keine Trümmer
Versunkener Fracht
Den forschenden Blick
Zurück in das Dunkel der Vorzeit.
Aus dieser öden Unendlichkeit
Ragt kein Denkmal empor,
Von vergangener Größe zu zeugen.

Nie von blumenbekränzten Altären stieg
Hier Weihrauch empor;
Kein säulengetragenes Heiligthum
Versammelte Menschen zur Andacht.
Kein Saitenspiel rief zu fröhlichem Tanz
Jünglinge und Mädchen ins Freie.

Die Tage schwanden, wie Wellen des Meers,
Bald stürmisch wild, bald ruhig hin,
Doch stets ohne bleibende Spuren,
Ohne Merkmal von Gestern und Heute.

Hier geht keine Sage von goldener Zeit
Und kein Lied singt vom Ruhme der Väter.
Hier blüht keine Rose
Und schlägt keine Nachtigall
In herzbewegenden Tönen.
Nur die langschwänzige Spottdrossel
Ahmt in seltsamen Weisen
Alle Stimmen der Wüste nach,
Vom Gesang der Winde
Und dem Murmeln der Quellen
Bis zu des Uhus eintönigem Rufe
Und dem schrillen Gebell
Des klugen, zierlichen Prairiehundes,
Der – ein Wunder der Wüste
Und eine Lehre den Weisen –
Mit der giftigen Klapperschlange
Und dem Vogel der Pallas Athene
Friedlich beisammen lebt
In gemeinsamer Wohnung,
Auf deren Schutzdach,
Zuneben dem Eingang,
Er tagsüber wacht hält,
Hochaufgerichtet,
Mit erhobenen Vorderpfötchen,
Und scharfen Auges
Nach allen Seiten spähend.

Aber beim Anbruch des Dunkels
Löst ihn die Eule ab
Als Wächter der Nacht,
Um, wenn ein Feind naht,
Es der Klapperschlange zu melden,
Die dann tapfer am Eingang
Der schützenden Höhle
Den Feind erwartet
Mit tödlichem Bisse.

.

3.

Wie ein uralt unbeschriebenes Blatt,
Im Buche der Schöpfung vergessen,
Liegt das neugefundene Wüstenland,
Und schon beginnt die Geschichte
Das Blatt zu beschreiben mit Riesenschrift,
Von Wundern des Aufschwungs erzählend.

Wo der Pflug den gesegneten Boden erschließt,
Die salzharte Kruste durchbrechend,
Da wogt bald ein goldenes Aehrenmeer
Und der Mais wächst zur Höhe von Bäumen.
Auf üppigen Weiden grasen –
Im frischen Grün halb versinkend –
Zahllose Heerden.
Aus allen Ländern der Alten Welt
Strömen Siedler herbei,
Die Schätze der Neuen zu heben
In der fruchtreichen Wüste des Westens,
Wo seit ungezählten Jahrtausenden
Die Natur ihren Reichthum
Barg vor den Wilden,
Die ihn mit Füßen traten,
Und ihn sorgsam aufsparte
Zu mühsamer Arbeit Belohnung.

Blockhäuser und blühende Städte,
Den Spuren des Dampfrosses folgend,
Verscheuchten die Thiere der Wildniß
Und die noch wildern Menschen,
Die das Leben verbrachten
Mit Jagen und Rauben,
Und deren höchster Ruhm war,
Im Kampf miteinander
Dem überwundenen Gegner
Bedächtigen Schnittes
Haut und Haare zu trennen
Vom trotzigen Kopfe,
Um den Scalp zu bewahren
Als Denkmal des Sieges.


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