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An den Rhein.

(Nach dem Russischen des Fürsten Wjasemsky.)

Voll immer neuer Jugendschöne,
O Rhein, trägst du des Alters Wucht;
Viel Jammer- und viel Ruhmestöne
Vernahmst du in der Zeiten Flucht.

Man liebte dich aus beiden Seiten
Neidvoll als einen Strom des Ruhms,
Und viele Herrscher sahst du streiten
Um den Besitz des Heiligthums.

Oft wechselte das Glück des Krieges,
Und jeder Sieger sprang in Glut
Des Stolzes, ob errung'nen Sieges,
Zu Roß in deine kühle Flut.

Du gabst ihm feierliche Taufe
Mit seiner Heldenschar vereint;
Hell jubelte der reisige Haufe,
Doch weh dem unterlegnen Feind!

Du wardst im wechselvollen Leben
Durch Gunst des Himmels reich bedacht
Im Segen deiner goldnen Reben
Und deiner Wälder Schattenpracht.

Dein schimmerndes Gewand umsäumen
In buntem Schmucke Berg und Thal
Mit Blumenaun, fruchtreichen Bäumen
Und blühnden Gärten ohne Zahl.

Und wie mit gleicher Glut die Sonne
Für Gute wie für Böse scheint,
Labst du aus deinem Segensbronne
Mit gleichem Tranke Freund und Feind.

Darum seit alten Tagen klangen
Preislieder deinem edlen Wein,
Die besten deutschen Dichter sangen
Von ihrem alten, heil'gen Rhein;

Versenkten gerne Gram und Sorgen
In eines grünen Römers Grund,
Und führten, was darin geborgen
Von goldner Labe, gern zum Mund.

Die Lieder mit den Wogen klingend,
Verschmolzen gleichen Ziels in eins,
Jedwedes deutsche Herz bezwingend
Im Klang zum Ruhm des grünen Rheins.

Rhein! uralt dunkler Sagen Spiegel,
Lebendig nimmermüder Mund,
Der doch so vieles unterm Siegel
Des Schweigens hält im Herzensgrund!

Von Rittern singst du alter Zeiten,
In Blut- und Rachegier verstockt,
Doch stets zum Opfertod bereiten,
Wo Schönheit, Ruhm und Ehre lockt.

Läßt in Turnieren Lanzen splittern,
Läßt frohe Festgelage schaun,
wo man beim Klang von Harf' und Zithern
Im Liede huldigt schönen Fraun.

Und wer im Kampf gethan ein Bestes
Und auch im Liede Sieger war,
Dem reicht die Königin des Festes
Zum Lohn das Band vom Busen dar.

Mit zackiger Brustwehr, hohen Zinnen
Manch altersgraue Burg erhebt
Sich öd' und wüst jetzt, doch darinnen
Hat auch einst Leidenschaft gelebt.

Von junger Herzen Liebesschauern,
Das sich in Furcht und Hoffnung barg,
Erzählen diese alten Mauern,
Der Liebe Wiege und ihr Sarg.

Entschlüpft des rauhen Gatten Zwange,
Doch immer vor ihm auf der Wacht,
Die junge Frau späht zitternd, bange
Zum Fenster aus um Mitternacht.

Jetzt ist ihr's, als ob sie ihn sähe,
Die Liebe sieht durchs Dunkel hell!
Sein Nachen treibt schon in der Nähe,
Erkennungszeichen wechseln schnell.

Bei seinem Nahn flieht alles Grauen
Vor glühnder Liebe Allgewalt:
Zum treuen Knappen voll Vertrauen
Umschlingt sie ihn im Garten bald.

Den Wonnerausch, den flüchtig süßen,
Den kurzes Wiedersehn ihr bot,
Muß sie vielleicht im Kerker büßen
Der Burg – vielleicht gar durch den Tod.

Doch in des Augenblickes Wonnen,
Der mächtig sie gefangen hält,
Ist alle Scham und Scheu verronnen
Aus ihrem Sinn – die ganze Welt!

Die alten Burgen stehn zerfallen
Mit Kampfeslust und Minnespiel;
Doch, Rhein, aus deinen Wellen schallen
Noch alter Zeiten Sagen viel!

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