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Von einem Thale hort' ich Wunder sagen,
Das herrlich wie kein andres sei hienieden,
Durch steile Felsen, die es hoch umragen,
Vom Lärm der Welt und ihrem Streit geschieden,
Derweil auf seiner wasserreichen Flur
Die form- und farbenzeugende Natur-
Im reinsten Himmelsglanz mit Segensfülle
Es üppig schmückt in zaubervoller Hülle.
Da faßte mich ein wundersam Gelüsten,
Das schöne Thal zu sehn, und landwärts wandt' ich
Die Schritte von des Stillen Oceans Küsten.
Bald deine Felshöhn wiederum erkannt' ich,
Sierra Nevada! Und ich stieg empor,
Wo San-Joaqin's Wüste sich verlor
Vor weithin schimmernden Granitkolossen
Und Blütenpracht, von Sonnenglanz umflossen.
Wie wehte von den weißen Bergesgipfeln
Die Schneeluft kühl durch meine heißen Pfade!
Leis murmelt's in der würzigen Fichten Wipfeln,
Die hoch wie Thürme ragen, kerzengrade,
Derweil der Wildbach laut vorüberschnaubt
Und seinen Schaum dem Pferd spritzt bis ans Haupt,
Doch ohne Hemmung seiner sichern Schritte –
Ein Abgrund dräute, wenn es seitwärts glitte.
Und immer mehr verwildert rings die Wildniß
In der Granitkolosse Herrschgebiete,
Bis endlich tief dem Blick dein hehres Bildniß
Sich ganz entschleiert, Thal von Yosemite!
Geblendet stand ich, überwältigt ganz
Von deiner sonnenlichten Felsen Glanz
Und Wasserfällen, über hohe Kanten
Herunter donnernd, sprühend von Demanten.
Der Zauber ringsum wächst bei jedem Schritte,
Der reißende Merced tobt mir entgegen,
Der pfeilschnell hinschießt durch des Thales Mitte;
Wildwasser kreuzen mich auf allen Wegen;
Ein sanfter Wind bewegt die linde Luft,
Thurmhohe Fichten hauchen würzigen Duft
Und überspringen weit im Spiel der Schatten
Die Eichen und die Cedern auf den Matten.
Die Felsen ragen bald wie hohe Bäume
Zum Himmel auf, und bald wie Ungeheuer
Der Urwelt, die versteint im Zeitenstrome;
Doch in den Adern glimmt noch Lebensfeuer,
Das bald in holden Blumen sich erschließt,
In Busch und Baum empor zum Lichte schießt,
Und bald sich gar in menschlichen Gestalten
Titanenhaft sucht graunvoll zu entfalten.
Ein Zauber weht ums Thal von Yosemite,
Der mir in seiner steinernen Naturschrift
Zum Leben weckte manche Schattenmythe,
Die unverständlich in gelehrter Urschrift.
Und blick' ich auf zu diesem Felsenkamm,
Der einem wilden Indianerstamm
Zum Hort gedient, bis ihn die Weißen fanden
Und machten, daß die Rothen bald verschwanden, –
So mahnt mich's an des Ostens ferne Lande,
Daraus wir unsre späte Weisheit holten,
Wie Stoff zu unserm Feuer setzt vom Brande
Der Wälder, die versteinert längst verkohlten,
Und wo nach altem höchsten Bildungsglanz
Die Völker wieder so verwildert ganz,
Wie diese Rothen, die nur alte Sagen
Bewahrt von Lieb' und Haß und kühnem Wagen.
Die Wilden sterben aus, die Sagen bleiben,
Sie leben im Gesang der Ueberwinder
Und wirken fort, um neue Frucht zu treiben;
Von ihren Vätern erben sie die Kinder,
Und ich auch pflückte in der Neuen Welt
Manch schöne Blume auf dem Sagenfeld,
Sie dem Erinnrungskranze einzuschlingen
Und in die Alte Welt mit heimzubringen.