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Sie drücken uns im »Neuen Weg« Ihre Unzufriedenheit aus, weil wir der Frau de Neuf Raum gegeben haben für ihre Anfragen an das Präsidium der Bühnengenossenschaft, denn Frau de Neuf wäre bei der »seriösen Presse« abgefallen. Verehrter Herr Lind, ich weiß nicht, ob Sie sonst jemanden nach seinen Beziehungen zur »seriösen Presse« beurteilen. Übrigens ist die Begeisterung, mit der diese »seriöse Presse« für das Präsidium der Genossenschaft Partei ergriffen hat, nicht überwältigend. Und das ist leicht verständlich. Frau de Neuf hat nichts getan, als das Präsidium über Einzelheiten der Kassenführung zu interpellieren. Darauf hat das Präsidium mit dem Hausknechtsargument des Hinauswurfs geantwortet. So etwas ist weder demokratisch noch gewerkschaftlich, und deshalb haben wir uns des Falles angenommen. Wenn Sie, Herr Lind, auf die erwirkte einstweilige Verfügung pochen und sie wie eine Siegestrophäe schwingen, so verstehe ich das nicht ganz. Sie wissen doch eben so gut wie ich, daß in der Literatur- und Theatersphäre die einstweilige Verfügung heute ebenso beliebt ist wie die Notverordnung in der hohen Politik. Es ist furchtbar leicht, so ein diktatorisches Stück Papier zu erwirken. Das besagt nur, daß die Partei, die es erwirkte, fixer ist als die andre, aber nicht, ob sie sich auch im Recht befindet. Überhaupt überschätzen Sie, meines Erachtens, die Bedeutung geschickten Manipulierens in dieser Affäre. Werfen Sie doch der Frau de Neuf sogar vor, sie wäre »so ungeschickt, die Genossenschaftsleitung just in den Punkten anzugreifen, in denen sie unantastbar dasteht«. Nennen Sie bitte die Punkte, in denen die Leitung nicht unantastbar dasteht, vielleicht wäre Frau de Neuf dann in der Lage, geschickter zu operieren. Die Einwände, Herr Lind, die ich hier gegen Ihre Polemik erheben muß, ändern nichts an meiner alten Wertschätzung für Sie. Aber Sie haben bessere Sachen schon besser verteidigt.
Die Weltbühne, 9. Juni 1931