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Gute Missionsrede an die dreißig. Letztere glauben, doch sündenbeladen scheuen sie sich, vor den Herrn zu treten. Doch plötzlich ist Er da und vergibt ihnen. Bescheid an die drei. Der Sabbath und die neuen Gäste
Am 1. November 1850
1 Die Fünfe aber merken wohl, was die dreißig herbei gezogen hat und sagen wie aus einem Munde: »Freunde! wir alle stehen in der Luft und unsere Füße haben keinen Grund. Wir haben wohl Füße; aber diese haben keine Unterlage und sind uns daher so wenig nützlich, als hätten wir keine. – Also haben wir auch Hände, aber es gibt für sie keine Arbeit. Wir haben Augen, mit denen wir sehen könnten, so wir wollten, aber wir legen die flachen Hände über die Augen und machen uns dadurch blind, auf daß wir ja nichts von all den Wundern erschauen mögen, die uns doch so reichlichst nach allen Seiten hin umgeben. Also haben wir auch sehr feine Ohren zum Hören; aber wir verstopfen sie, auf daß das Wort Gottes ja nicht eindringe in unsere Herzen und sie reinige und belebe für Gott.
2 Suchen wir daher zuerst einen festen Grund zu fassen für unsere Füße, welcher Grund da ist der Herr Jesus, der Christ Selbst, in dem rechten Verständnisse Seines Wortes. Haben wir auf diesem Grunde einmal unsere Füße festgestellt und uns auf demselben ordentlich wie heimisch zu bewegen angefangen, dann werden unsere Hände unsere Augen und Ohren vollauf zu tun bekommen und aus solcher Tätigkeit bald den größten Gewinn ziehen.« –
3 Sagen die dreißig: »Ja, wo ist denn hernach Jesus, der Christ, Der da sein solle Gott und Mensch zugleich? Zeiget uns Ihn, und wir wollen Ihn sogleich zu unserem alleinigen Lebensgrunde annehmen; aber da muß Er doch erst sein. Der Glaube an Ihn, ohne Ihn Selbst, ist eine eitle Sache. Wir haben es ja auf der Erde nur zu oft erfahren, wie schwer es geht, den Menschengeist in einem blinden Glauben zu erhalten. Macht es aber schon bei den unerfahrensten blinden Geistern große Schwierigkeiten, den Blindglauben aufrecht zu erhalten, um wie viel schwieriger ist es bei uns, die wir doch mit so vielen Erfahrungen bereichert in diese Welt eingewandert sind?! Also zeiget uns Christus und wir glauben euch dann alles.«
4 Sagen die fünf: "Sehet hinab dahier gleich vor uns auf die Erde; ihr werdet daselbst einen Hügel erblicken. Auf der Spitze dieses Hügels befindet sich nun der Herr Jesus Jehova Zebaoth Selbst in der Mitte einer großen überglücklichen Schar. Diese, sicher nichts anderes als Engelsgeister, spielen und schäckern um Ihn herum, als wenn sie schon ganz das wären, was Er Selbst ist. Sie drängen sich zu Ihm hin wie Kinder zu ihrem Vater, und Er redet und spielt gleichso mit ihnen, als wären sie lauter Brüder und Schwestern zu Ihm. Brüder! gehet hin und überzeuget euch, daß es also ist, und kommet wieder, sodann erst werden wir mit euch von der ferneren Weisheit Gottes zu reden imstande sein.« –
5 Sagen die dreißig: »Wie aber können wir gefahrlos dahin gelangen?« – Sagen die fünfe nun: »Auf dem Wege zum Herrn hin gibt es ewig keine Gefahren; wohl aber am Wege, der den Geist vom Herrn ableitet und entfernt; daher möget ihr euch ohne Scheu und Furcht hinbegeben. Habet ihr aber in der finstersten Nacht ferne vom Herrn eben nie noch eine Furcht gezeigt, wie solle sie euch übermannen können in der Nähe dessen, der euch das ewige Leben geben will, so ihr es nur annehmen wollet.« –
6 Sagen die dreißig: »Ja, ja, das wäre alles recht, so wir nur keine gar so groben Sünder wären, aber wir sind grobe Sünder, und da fragt es sich, wie wir als solche vor Ihm bestehen werden, so Er es wirklich sein solle?« – Sagen die fünf: »Wo sind denn die, die vor Gott sagen könnten: Herr, sieh' uns an, wir haben nie eine Sünde vor Dir begangen und sind deshalb ganz rein. Gib uns darum den verheißenen ewigen Lohn!« –
7 Sagen die dreißig: »Ja, ja, das ist wohl wahr, aber dessen ungeachtet hat es bei uns einen gewaltigen Hacken. Es gibt wohl viele, ja alle könnte man füglich sagen, die nun die größte Seligkeit bei Gott genießen und auf der Erde sicher nicht ganz sündenfrei gelebt und gewandelt haben; aber das waren dennoch für's erste sicher keine so groben Sünder wie wir, und für's zweite, so sie auch schon gesündigt haben, da haben sie dann sicher eine rechte Buße gewirkt und sind dadurch in den Zustand der heiligmachenden Gnade gelangt, in welchem Zustande sie dann natürlich wieder zu Freunden Gottes und dadurch auch selig geworden sind. Von dem allen aber war bei uns sozusagen der Wahrheit nach keine Spur. Wir sind alle mehr oder minder in unseren Sünden gestorben und haben als Geister noch hier in dieser Welt ohne Rast und Ruhe fleißig fortgesündigt. Jetzt aber sollen wir also mir und dir nichts vor den Herrn hintreten? Ach, das tut sich wohl in keinem Falle.
8 Wir wollen recht gern von euch lernen alle Sünde zu meiden und unser diesfälliges Geisterleben nach jener Ordnung und Norm einzurichten, wie es Gott, dem Herrn, wohlgefällig ist; aber in solchem unseren allersündigsten Zustande vor den Herrn hintreten, hieße geradezu allen unseren ohnehin allergröbsten Sünden die allergrößte Sünde der Vermessenheit hinzufügen, um dann desto eher und sicherer in die Hölle zu gelangen, aus der dann ewig keine Erlösung mehr zu erwarten ist. Nein, nein, Freunde, da ist nichts! Entweder ist jener Mensch dort auf des Hügels Spitze wirklich der Herr, wie ihr (es) uns gesagt habet; in dem Falle könnten wir doch sichtbarer und wohl begreiflicher Maßen unmöglich vor Ihn hintreten. Ist Er aber das nicht, was ihr uns von Ihm kundgetan habet, noch etwa auch nicht ein besonderer Freund des Herrn, da wäre unser Hintritt ohnehin ein vergeblicher. So wollen wir denn hier in eurer Gesellschaft verbleiben, bis wir uns möglicherweise einmal für würdiger fühlen werden, vor den Herrn alles Lebens hinzutreten.« –
9 Sagen die fünfe: »Eure Entschuldigung läßt sich hören und macht uns eine rechte Freude. Tuet, was ihr wollet; denn ihr seid frei, und wir haben nur ein Recht von Gott aus, nämlich zu belehren und zu raten, aber ja niemanden zu nötigen. Wir meinen aber, daß, so wir, die wir doch viel schlechter sind als der letzte Geist in der Nähe des Herrn, euch nicht verdammen eurer Sünden wegen, euch der Herr um so weniger verdammen wird, so ihr vor Ihm, wie hier vor uns, eure Schuld bekennet und Ihn um Vergebung derselben bittet.« –
10 Sagen die dreißig: »Ihr könnet uns leicht vergeben, da ihr für's erste unsere Sünden nicht kennet, und wir für's zweite gegen euch uns auch nie versündiget haben. Aber ganz anders ist es vor dem Herrn, Der für's erste unsere Sünden durch und durch kennt und dessen allergröbste Schuldner wir sind. Wenn auf der Welt jemand einem Gläubiger viel schuldet, so hat nur dieser allein ein Recht, die Schuld von ihm zu verlangen und zu sagen: Der Termin ist verstrichen, daher zahle mich, sonst lasse ich dich in den Schuldenarrest stecken, und es wird der Schuldner mit seinem Gläubiger durch Bitten und Flehen nicht wohl zurecht kommen, solange er die Schuld nicht abgetragen hat. Der Schuldner aber kann jedem anderen Menschen gegenüber ein recht achtbarer, angenehmer Mann sein, daß da wider ihn niemand eine Klage erheben wird, aber das hebt seine Schuld zu dem einen Gläubiger nicht auf, sein Recht bleibt.
11 Man kann freilich wohl annehmen, daß der Gläubiger aus Mitleid und Barmherzigkeit die ganze Schuld nachlassen kann, aber das ist pur ein Werk des guten Gläubigers, aber der Schuldner hat wenig Recht, solch eine edle Handlung wie immer oder unter was immer für einem Grunde und Namen zu verlangen. Er ist und bleibt so lange ein Schuldner, bis die Schuld abgetragen ist. Aus dem Grunde haben wir denn auch leicht reden mit euch; denn ihr seid unsere Gläubiger nicht. Der Herr aber steht uns mit einer ungeheuren Forderung vollrechtlichst gegenüber, daher es denn wohl auch um sehr vieles schwieriger sein dürfte, mit Ihm zu reden als mit euch, denen wir nie etwas schuldig waren.«
12 In diesem Augenblicke stehe Ich vor den dreißigen und zwar auf dem bekannten Hügel, auf den sie, ohne es zu gewahren, samt ihren Lehrern gezogen worden sind. Die dreißig erkennen mich sogleich und beben vor großer Angst zusammen. Ich aber sage zuerst zu den dreien: »Ihr habet eure Aufgabe gut gelöset im Kleinen, es solle euch deshalb ein mehreres anvertraut werden. Also seid auch ihr beide, die ihr euch zuerst den dreien angeschlossen habet, fähig, mit ihnen Meine Geschäfte im gleichen Maße zu besorgen. Ihr dreißig aber seid zwar wohl sehr starke Schuldner zu Mir und wir hätten vieles zu verrechnen miteinander, aber da ihr ganz treuherzig eure Schuld einbekannt habet, so erlasse Ich sie euch ganz. Gehet aber nun auch mit den Fünfen und bearbeitet Meinen Weinberg und Ich werde euch dann geben, was da des Rechtens sein wird. Seid ihr damit wohl ganz vollkommen zufrieden?«
13 Sagen die dreißig: »O Herr, Gott, Schöpfer und Vater aller Wesen! Wie endlos groß muß Deine Liebe und Erbarmung sein, daß Du uns arge Sünder sogar fragen magst, ob wir mit dem zufrieden seien, was Deine endloseste Gnade und Güte uns allerunverdientester Maßen bescheret? O Herr, o Du bester Vater! Wir sind schon damit zufrieden, daß Du uns nicht, wie wir es tausend und tausendmal verdient hätten, in die Hölle geworfen hast; wie sollten wir mit einer noch größeren Gnade, die Du, o heiligster Vater, uns willst zukommen lassen, nicht zufrieden sein? Für jeden Tautropfen auf unsere dürstenden Herzen Dir, o heiligster Vater, alle unsere Liebe, allen unseren Dank! Denn auch der Tautropfen rann aus Deiner Hand, o Du heiliger, allmächtiger Vater. Welch ein Lohn ist das schon!
14 Welche Welt, welche Sonne, ja welcher Himmel wiegt wohl den Wert auf, der für uns in dem besteht, daß unsere blöden und noch immer sterblichen Augen einmal Dich, o Du ewig, heiliger Vater, geschaut haben; und daß unsere Ohren vernommen haben den über alle Himmel erhabensten Klang Deiner Vaterstimme; daher, o heiligster Vater, ja keinen Lohn mehr für uns; denn wir sind schon jetzt so hoch belohnt, daß wir diesen hohen Lohn ewig nie durch all' unsere künftige Tätigkeit werden abdienen können. Wie sollen wir je auf noch irgend einen höheren Lohn einen Anspruch machen können? Wir würden ja jede Hoffnung für eine Todsünde halten. Gib, o Vater, uns nur das nötigste tägliche Brot und wir haben dann alles, was sich unsere Herzen nur immer wünschen können. Dein allein heiliger Wille geschehe!«
15 Sage Ich zu Robert: »Bruder! wenn solche Gäste zu uns kommen, dann darf es an Brot und Wein nicht fehlen. Geh' und bringe vom Brote und Weine ein rechtes Maß, auf daß sie alle gestärkt werden zu ihrem starken Amte; denn diese vielen Millionen sollen ihnen anvertraut sein, die nun schon über die meisten Länder der nördlichen Erde sich auszubreiten beginnen.« –
16 Robert schafft sogleich Brot und Wein herbei, und Ich Selbst teile es unter diese in allem 35 Personen aus. Mit dem dankerfülltesten Gemüte verzehren sie es und loben über die Maßen Meine große Güte, Liebe, Gnade und Erbarmung. –
17 Sage Ich: »Wahrlich, ein solcher Sünder, der wahre Buße im Herzen tut und sich demütiget, ist Mir um sehr vieles lieber, als 99 Gerechte, die der Buße zwar nicht bedürfen; denn der Gerechte ist gerecht aus Furcht, denn er scheuet sich zu stehlen (fehlen); der Sünder aber wird gerecht durch die Buße der Liebe zu Mir, und das ist Mir lieber um vieles.« –
18 Unter den tiefsten Lobpreisungen ziehen die Fünfundreißig nun wieder ab, geleitet von Meinem Segen, und machen sich voll Mutes an das ihnen anvertraute Werk. – Es treten aber auch die ersten Drei hin zu Mir in der allertiefsten Achtung und sagen: »Herr! auch wir, so Du uns für tüchtig ansähest, möchten in Deinem allmächtigen, heiligsten Namen zum Wohle unserer Brüder tätig sein. Wenn es Dein heiliger Wille wäre, so lasse uns nachziehen unseren Brüdern!« –
19 Sage Ich: »Meine Freunde! Ich meine, daß euch ja hier bei Mir auch nichts abgeht. Wartet nur! so Ich euch rufen werde, dann werdet ihr schon auch in Hülle und Fülle zu tun bekommen; jetzt aber haben wir auf diesem Hügel noch andere Dinge abzumachen. Der irdische Freitag (18. Oktober 1850) geht zu Ende und der Sabbath ist im Anzuge, und da wird es noch so manches zu schlichten geben.
20 Die fünfunddreißig Boten beginnen die Hände an ihr Werk zu legen, es wird deshalb auch schon sehr unruhig in den Regionen des unteren Gewölkes. Sehet euch vor, denn diese dunklen Geister werden sehr bald ihr arges Metier beginnen. Aber es ist schon vorgesorgt, daß sie sich nicht zu sehr verderblich werden erheben können. Ober ihnen harren Milliarden der überaus mächtigen Friedensgeister und (sie) werden gar wohl verstehen, die Unruhigsten sogleich zur Ordnung und Ruhe zu treiben. Die Berge werden es euch bald erzählen, wie es eigentlich mit diesen Unholden stehen wird. Habet aber keine Furcht; denn in allen solchen Geistern, die sich außer Meiner Ordnung befinden, ist keine Kraft und nicht die geringste Macht vorhanden.« –
21 Die Drei geben sich nun vollends zufrieden und loben Meine Liebe, Güte, Weisheit und Macht. Robert kommt aber auch für diese drei mit einer Portion Brot und Wein, und gibt es ihnen zur Stärkung zum ewigen Leben. Sie getrauen sich aber nicht zu nehmen weder das Brot noch den Wein, bis Ich es ihnen zu nehmen förmlich, wie einst dem Petrus die Fußwaschung, gebiete. Als sie das Brot und den Wein vollends verzehren, fühlen sie sich ganz gewaltig gestärkt und fangen darauf denn auch an Mich über alle Maßen zu loben und zu preisen.