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Der Herr beauftragt Petrus und Paulus, den Kado, einen alten, sehr intelligenten Raubmörder herbeizubringen. Szene mit Kado, einem frechen Teufel, vollreif für die unterste Hölle (bis Kapitel 187 und dann von Kapitel 191 bis 194). Die guten Heilslehren von Petrus an den Kado
Am 27. Januar 1850
1 Ich berufe darauf Petrus und Paulus zu Mir und sage zu ihnen: »Ihr beiden gehet hin und bringt Mir den Kado, der vor 14 Erdtagen in diese Welt kam, hierher; es ist für's erste sein Wunsch und für's zweite, damit diesen neuen Brüdern auch der leiseste Schimmer von der Meinung benommen werde, als stecke da hinter Mir trotz aller Meiner Liebe etwas Despotisch-Tyrannisches. Also gehet hin und bringet ihn!« –
2 Die beiden verschwinden nun urplötzlich und sind aber in diesem Moment auch schon bei dem berüchtigten Kado. Als sie sich also wie aus den Wolken gefallen plötzlich bei ihm befinden, so prallt er förmlich zurück und schreit: »Alle Teufel! was sind denn das für zwei Bestien mit Menschen-Larven? Wahrscheinlich so ein paar lumpige, arme Schlucker schon wieder! O du verfluchtes Bestienvolk, das wird mich noch an den Bettelstab bringen!«
3 Spricht Paulus: »Freund! wir kommen nicht, um von dir irgend ein Almosen zu erbetteln oder irgend ein Geld zur Leihe zu nehmen; denn dergleichen bedürfen wir nicht, da uns ohnehin alle Schätze der Himmel und der Erde zu Gebote stehen; aber etwas anderes haben wir mit dir vor, was dir viel heilsamer wäre, denn alle Schätze der Erde, und das besteht darin, dich, so noch möglich vor dem ewigen Tode in der Hölle zu retten. Denn du warst auf der Erde ein vollendeter Teufel in Menschengestalt, und sonach ein schon ganz höllisches Wesen und stehest nun in der Geisterwelt auf dem Sprunge zur untersten Hölle und eigentlich deinem Inneren nach schon lange in ihr; so du es aber nun noch willst, so haben wir die Macht und das Vermögen, dich davon zu retten; aber du mußt uns folgen und alles das willigst tun, was zu tun wir dir anraten werden.«
4 Spricht Kado: »Was! – was – was – faselt ihr zwei Hauptspitzbuben da?! Bin ich denn je gestorben? Bin ich nicht mehr auf der Erde etwa im Besitze aller meiner Güter, meines Goldes und Silbers? O ihr feinen, schwarzen Jesuitenkanaillien! auf welch eine feine Art ihr mir einige Goldstücke herauslocken möchtet für einen Himmel, den es nirgends gibt und mich erretten von einer Hölle, die nichts als eine Erfindung hungriger und arbeitsscheuer Pfaffen ist. Sehet, daß ihr weiter kommet, sonst rufe ich alle meine Hausteufel zusammen und lasse euch mit meinen bösesten Hunden hinaushetzen. Da schaue man einmal solche Lumpen an! Von der Hölle retten und den Himmel verschaffen könnten sie einem um's Geld! Schaut's, daß ihr weiter kommet, sonst werde ich euch sogleich Himmel und Hölle austreiben!«
5 Spricht Paulus: »Freund! solche Rede aus deinem Munde ficht uns nicht an, und, wie du es leicht merken kannst, wir haben keine Furcht vor dir; aber das sei dir gesagt, so du uns nicht gutwillig folgest, da wirst du unsere Gewalt zum Verkosten bekommen; denn für das ist schon gesorgt, daß dir auf dein Rufen keine Teufel zu Hilfe kommen und deine bösen Hunde uns nicht beißen werden. Wir wissen es übrigens sehr wohl, wie du auf der Erde zu deinem großen Reichtum gekommen bist; da waren wohl eine schwere Menge hungriger Teufel in deinen Diensten und ein Heer großer, reißender Hunde umlagerten dein Schloß, fielen Reisende an, hielten sie fest, bis deine Hausteufel kamen und sie um ein bedeutendes Lösegeld von den Bestien befreiten; wohl bist du öfter angeklagt worden; aber die Kläger richteten nichts aus, weil die Richter in deinem Solde standen! O wir könnten dir von deinen Räubereien vieles erzählen, so hier der Ort dazu wäre; aber am rechten Orte wirst du deine unmenschlichsten Greueltaten alle vor dir erschauen und es wird sich da zeigen, ob du vor ihnen einen Abscheu und eine wahre Reue bekommen wirst. Wirst du das, so bist du noch zu retten; wirst du aber das nicht, so ist die unterste Hölle dein Anteil! – Und nun komme mit uns gutwillig, sonst werden wir Gewalt gebrauchen!«
6 Schreiet Kado: »Ihr Hunde! ihr wollt mir Gewalt antun; alle Teufel herbei! Wir wollen sehen, wie weit ihr mit eurer Gewalt ausreichen werdet!« Er harret eine Weile unter gräßlichem Zähneknirschen auf seine Hausteufel; aber es kommt niemand und kein Gebell irgend eines Hundes läßt sich von irgend woher vernehmen; auch sein Schloß, das er bisher noch immer, wie auf der Welt, als sein vermeintliches Eigentum vor sich sah, samt den Gärten und Äckern, Wiesen und Waldungen, fängt an sich ganz neblig zu gestalten und zu verrinnen gleich einer Eisrosette auf einer Glasscheibe, so sie von einer erwärmten Luft bestrichen wird.
7 Als er solches nur zu ersichtlich zu merken beginnt, da schreiet er auf: »Verrat, Verrat, ihr elenden Hunde, ihr habt mir etwas angetan, fort mit euch! Weichet von mir, ihr Hunde! Bei allen Teufeln; ich will euch nicht folgen; ihr seid ein paar Zauberer; ihr habt meine Sinne verhexet, meinen Augen habt ihr Gift eingestreuet! Hinweg, hinweg von mir, ihr Höllenhunde!« –
8 Bei diesen letzten Ausrufen aber befindet sich Kado schon vor Mir und der Helena, wie auch vor allen den anderen Gästen, ohne aber außer Petrus und Paulus uns zu sehen, die Helena erschrickt vor ihm, indem er vor Zorn förmlich glüht und dampft; aber Ich stärke sie, daß sie ihn ruhiger betrachten und behorchen kann. Ich aber gebe nun Petrus den Wink, mit dem Kado einen Bekehrungsversuch zu machen und ihn auf Augenblicke paradiesische Partien schauen zu lassen.
9 Petrus beginnt sogleich äußerst weise gar sanfte Worte an den Kado zu richten und sagt: »Freund Kado, sei vernünftig! sieh', die Erfahrung aller Zeiten muß dich ja belehret haben, daß auf der Erde alle Güter eitel und nur zu sicher und zu bald vergänglich sind und daß am Ende der Reichste, wie der Ärmste das ganz gleiche Los des Sterbens miteinander vollends ungeschmählert teilen; alles Fleisch muß sterben, wie alle Materie vergehen; nur der inwendige Geist bleibet unverwüstbar. Sieh, du bist gestorben dem Leibe nach und lebest nun nur in deiner mit Geist erfüllten Seele unverwüstbar fort; hänge daher nicht mehr an dem, was für dich wie für jeden, der das Zeitliche verlassen mußte, für ewig vergangen ist. Bekenne aber deine großen Weltschulden vor uns und wir wollen für dich Zahler sein und dich dann aufnehmen in unsere bessere, wahre und für ewig beständige Welt, in der es dir ewig nimmer an was immer gebrechen solle. Da sehe hin gen Morgen; alle jene herrlichen Ländereien und Paläste sind unser und du sollst sie haben; aber deine Schulden mußt du uns bekennen, auf daß wir sie auf uns nehmen können!«
Am 30. Januar 1850
10 Kado sieht flüchtig gen Morgen hin und beschaut die herrlichen Ländereien; nach einer Weile sagt er ganz höhnisch: »Wisset, Mäuse und Ratten fängt man am leichtesten vermittelst eines Köders und so manche Narren zahlen ein doppeltes Entree ins Theater, so ihnen ein Döbler Nebelbilder zeigt; aber so ein dummer Hecht bin ich nicht, daß ich sogleich in die Angel bisse, so an deren Spitze statt einer Goldmücke ein Pfifferling steckt. Glaubst du, dummer Tagdieb, ich werde deinem Blendwerke irgend einen Beifall zollen? O da bist du in großer Irre! Ich weiß es, was und wer du bist und kenne auch mich sicher sehr genau; so ich nun außer dem Leibe bin, da bin ich um so freier, und werde tun, was mich freuet; aber ein dummer Jude wird mir nie ein Wegweiser sein; verstehst du dieses? Dümmster Esel! so du schon solch eine Macht besitzest, mittelst welcher etwa gar alle Berge der Erde vor dir sich verneigen müssen, was hast du denn nach meinen Schulden auf der Erde zu fragen? Bist du so allmächtig und allweise, so wirst du ja doch auch irgend von woher schon lange erfahren haben, worin sie bestehen! Sehe sie an und berichtige sie dann auch, wenn du schon so eine Lust zum Schuldenzahlen für andere hast. Was geh'n dich aber überhaupt meine Verbrechen an? Habe ich dich denn um deine je gefragt? Schauet, daß ihr bald weiter kommet, sonst werdet ihr an mir den rechten Teufel finden! Hab' ich euch etwa angerufen gleich irgend einer alten Betsau? Nein, das tut ein Kado, der Schrecken der Wüste Armeniens, nimmer! Denn Kado ist mehr, als was ihr dummen Schöpse euch von eurem Gott Abrahams, Jakobs und Isaaks eingebildet habt. Kado ist ein Herr und die Erde bebt vor seinem Namen; aber euer Jehova ist ein Bettler und ein Hauptpfuscher in allen Dingen. Glaubst du, ein Kado kennt etwa den Jehova nicht und seine ans Kreuz gehängte Jesuspfuscherei? O ein Kado kennt alles, sogar seine ganze Lehre kennt er besser als du, der du sein Fels hättest sein sollen für alle Zeiten; aber der Fels ist anstatt aus der festen Steinmasse aus der Schafsbutter angefertigt worden und daher auch zerronnen; und somit ist von diesem Felsen auch nichts anderes übrig geblieben bis auf diese Zeiten, als dessen nichtssagender Name und eine Menge hölzerner Statuen, Bilder und falscher Reliquien! Du bist der Peter und dein Begleiter ist der etwas gescheitere Paul, Saul oder Faul; der letzte Name dürfte der ganz richtige sein. Saget mir lieber, was es denn da mit eurem Meister, also in dieser Geisterwelt, für eine Bewandnis hat. Richtet er noch fleißig die Toten und die Lebendigen? Ist er auch so dumm, als wie ihr es da seid?«
11 Spricht Petrus: »Der hat uns eben an dich abgesandt, auf daß wir dich vor dem ewigen Untergange erretten sollen!« – Spricht Kado: »Warum ist Er denn nicht lieber selbst gekommen? Er hat sich vielleicht bei den jetzt sehr häufig vorkommenden Gerichten verkühlt, und hat darauf einen Schnupfen bekommen, und wird jetzt nicht ausgehen können; daher hat Er euch als seine wahrscheinlich ersten Gesellschafter, die sich schon durch ihren warmen Hauch bei seiner Geburt um Ihn verdient gemacht haben, an mich abgesandt, auf daß ihr auch mich erwärmen sollet durch euren starken Atem. Aber der Kado ist kein Schaf, als wie es der zu Bethlehem in einem Schafstalle geborene Messias der Juden war, darum ihm dann auch seine Landsleute am Kreuze ihre Ehre bezeuget haben. O ihr dummen Schöpse! Meinet ihr denn, daß ein Kado auch so dumm ist und läßt sich bei der Nase herumziehen, als irgend ein hungriger Jude? O weit geirrt, meine lieben Schafe Gottes. Der Kado ist ein Löwe und ewig nimmer ein Gottesschaf. Versteht ihr das? So ihr zu eurem Meister kommet, so richtet Ihm einen schönen Gruß aus von mir, und saget Ihm, daß es mir sehr leid tut, daß er auf der Erde kein Kado, sondern ein ganz gemeines Schaf war.«
12 Spricht Petrus: »Freund! auf diesem Wege wirst du nicht weiter kommen! Dieser dein Weg führt zur Hölle und zur ewigen Qual aus dir selbst; denn du bist verdorben bis in die innerste Faser deines Lebens! Damit du aber weißt, wer nun Jesus der Gekreuzigte ist, war und ewig sein wird, so sage ich es dir, als einer seiner getreuesten Zeugen: Er ist Gott, der Einige und Alleinige, der Ewige, ein Herr und Meister, heilig in der ewigen Unendlichkeit! Er allein kann dich erhalten, aber auch fallen lassen für ewig! Sehe noch einmal hin gen Morgen den Himmel offen; sehe aber auch gen Mitternacht der Hölle Rachen weit aufgetan! Wohin willst du ziehen? Kein Gott wird dich richten, und kein Engel, und wir beide auch nicht; aber dein Wille sei dein Richter!«
13 Spricht Kado: »Also dort der sogenannte Himmel, und da gegen Mitternacht die romantische Hölle? So, so, das ist sehr schön! Was kostet denn dieses von euch hergezaubertes Spektakel? Ihr seid ja ein paar Magier non plus ultra. Saget mir, ist die Hölle alter jüdischer Fasson oder neu-römisch-katholisch, griechisch, türkisch oder ostindisch? Der Himmel ist persisch.«
14 Spricht Petrus: »Kado, Kado! du bist ein frecher Geist und treibst einen schnöden Unfug mit der unendlichen Güte und Erbarmung Gottes. Sieh', wir sind dir überaus wohlwollend gut und bereit dir jeden wahrhaft nach der Ordnung Gottes ersprießlichen Dienst zu leisten, haben dich noch mit keinem nur einigermaßen harten Worte beleidiget, außer daß wir dir zeigten, wie es der Ungerechtigkeit Gottes gegenüber mit dir stehet; und du bist wie ein wütender Tiger gegen uns blutdürstigst entbrannt! Warum denn das, Freund? Sei doch gegen uns in deiner nur zu außerordentlichen Ohnmacht (einsichtig), wie wir im Besitze aller Macht aus Gott gegen dich sind und wir werden uns leichter verständigen, als dies bisher der Fall war. Glaube es mir, der ich dich durch und durch kenne, daß es mit dir wahrlich äußerst schlecht stehet; nicht etwa von uns aus, sondern von der bösesten Liebe deines Herzens aus! Du kannst dir ewig nimmer helfen; denn zu verdorben ist dein Herz; aber so du vor uns alle deine Missetaten bekennest und dadurch dein Herz vor uns auftust, so setzest du uns dadurch in den Stand, daß wir dein Herz ausfegen können; verschließest du es aber stets mehr vor uns, so wird dein arger Unflat im Herzen erstarren und es wird dann nimmer möglich sein, dich zu erretten vor dem ewigen Tode! Kado, bedenke doch diese heilsamsten und sicher freundlichsten Worte!«
15 Spricht Kado: »Ich bitte euch, ersparet euch jede fernere Mühe und ärgert mich nicht vergeblich! Habt ihr es denn nie gehört, daß jene, die schon von Kindheit an gewohnt sind zu herrschen, nimmer gehorchen können und wollen? Ihr könnet von mir nur im Wege meiner Gnade und Großmut etwas erreichen, aber auf dem Wege eures gut sein sollenden Rates werdet ihr ewig nichts von mir erreichen; denn ein rechter König darf sich niemals raten lassen, so er für alle Zeiten sein gebieterisches Ansehen behaupten will; er muß allezeit herrschen.«