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Die Rede des Paulus an den ehemaligen »Kaiser« von dem sehr engen Himmelspförtchen, besonders für jenseitige Kaiser! Hellste Beleuchtung des Grundes der Kaiserwürde. Vom Wesen der besonderen Gnade des Herrn
1 Sagt darauf Paulus: »Mein Freund! du magst mit deinem »Kaiser« einen noch viel höheren Begriff verbinden, als wie du ihn schon ohnehin verbunden hast; sage es dir aber selbst, was ein Kaiser ist – ohne Land, Volk und Macht! Ich sage dir, nichts anderes als ein Tor! Ist denn ein Kaiser je aus seinen eigenen Gnaden Kaiser geworden oder aus Gottes Gnaden? Wer gibt denn dem Menschen Macht zu herrschen, und den Willen den Völkern, daß sie ihm gehorchen? Siehe, das tut Gott, der allein der ewige Herr ist aller Macht und Kraft. Wer machte dich zum Kaiser, du dich selbst oder Gott? So dich aber Gott zum Kaiser machte, als der alleinige Herr der Unendlichkeit, was pochst du denn hernach auf deine Kaiserwürde, als hättest du dich selbst zum Kaiser gemacht?
2 Siehe wenn es so leicht wäre, ohne göttliche Kraft und Macht ein Kaiser zu werden, da gäbe es eine große Menge Kaiser auf der Erde. Das wäre aber vor Gott ein Greuel der Greuel; deshalb setzt Er über viele Länder nur einen Kaiser, und versieht ihn mit Macht, Kraft und großem Ansehen, aber nur auf seine herrschensfähige Lebensdauer.
3 Nach dem Leibestode hört der Kaiser für ewig auf! und der Mensch, der da auf Erden ein Kaiser war, wird gleich einem seiner geringsten Untertanen. Er kann aber im Reiche Gottes wieder etwas werden durch die Demut und durch große Liebe – zu Gott, dem Herrn, vorerst, und dann zu allen Brüdern und Schwestern; aber solch starres Beharren auf dem, was jemand auf Erden war, bringet nicht Leben und Wirkung des Lebens, sondern den wirklichen Tod nur, und die Wirkung des Todes. Ich sage dir daher: Bedenke dir's wohl, was du tun wirst! Denn siehe, das Tor der besonderen Gnade und Erbarmung des Herrn ist nicht in einem fort offen, wie es auf Erden auch nicht immer Tag und Sommer ist; im Sommer kannst du den Samen legen in die Furche der Erde, und er wird dir aufgehen und viele Frucht bringen; im Winter aber magst du säen wie du willst, so wird der Same nicht aufgehen, und wird dir auch keine Frucht bringen; denn im Winter ist für einen Teil der Erde das Tor der besonderen Gnade verschlossen und wird im Frühjahre erst wieder eröffnet; auf der Erde geschieht dies Schließen und Öffnen zwar regelmäßig, weil der Herr alldort die Natur also eingerichtet hat; aber nicht so allhier, wo alles frei ist, und am freiesten sicher der Wille Gottes. Da kann niemand zum voraus sagen: Sieh', nun kommt bald das Frühjahr und dann der Gnadensommer, sondern das liegt im Herrn verborgen; wann Er will, so ist es da; Er allein schließet und öffnet, wie und wann Er will.
4 Nun ist es da offen vor euch allen; darum ergreifet und benützet es! Es wird aber wieder verschlossen werden, da wird dann wieder niemand etwas zu ergreifen und zu benutzen bekommen. Glaubst du denn, daß der Herr Tag für Tag auf der Erde körperlich von Seinen allerhöchsten Himmeln herabkommet, und lehrt, heilet und begnadigt Seine Geschöpfe, und macht aus ihnen Seine Kinder? O sieh', das tut der Herr nicht, und Er weiß es allein, warum Er so was tut oder nicht tut. – Er ist zwar stets die Liebe Selbst, und Erbarmung Selbst; aber Seine besondere Gnade gibt Er nicht allezeit gleich und nicht jedem gleich.
5 Sieh', ich war einst der größte und wütendste Verfolger; und Er erwies mir dafür die höchste Gnade, und stärkte mich zu einem Weltapostel, während Er Seine anderen Apostel nur für die Juden zu allermeist gestellet hat; und gar viel, ja ums tausendfache bessere und edlere Menschen hat Er irgend einer besonderen Gnade nicht gewürdigt; den Weisen enthielt Er es vor, und den unmündigen Kindern offenbarte Er Sein Reich und Seine besondere Gnade.
6 Aus dem aber gehet abermals hervor, daß der Herr nach Seiner innersten Weisheit tut, was Er will; Er gibt niemals in großer Überfülle, und entzieht es ein anderes Mal ganz und gar. Der sich oft am sichersten wähnt, ist von tausend Gefahren umringt, und der Furchtsame, der jeden Augenblick fürchtet, von tausend Gefahren verschlungen zu werden, den beschützet der Herr nicht selten derart, daß ihm auch dann nichts geschehen würde, so die ganze Erde in kleine Splitter auseinander gerissen würde. Also tut der Herr, was Er will, und bedarf nie eines Menschen Rat; es ist aber dann auch die größte und unverzeihlichste Torheit, die Gnadengeschenke aus Seiner höchstheilig eigenen Hand nicht anzunehmen, so Er sie jemanden freiwillig verabreichet.
7 Lasse also fahren nun deinen Kaiser und nehme dafür hin des Herrn Gnade, so wirst du leben, sonst aber sterben in deinem Wahne.«
8 Sagt der Starrsinnige: »Du redest wohl recht weise wie ein Minister; aber welch ein Unterschied ist dennoch zwischen einem Minister und einem Kaiser! Führe mir den Herrn selbst vor; ich will Ihn in Gnaden anhören und Ihm ausnahmsweise eine längere Audienz erteilen.« –
9 Spricht Paulus: »Und hast du sonst keine Schmerzen? Ach, das ist wirklich schon alles, was man alles über alles von deiner Gnade erwarten kann. Du wolltest also sogar dem Herrn eine Audienz erteilen, so ich Ihn dir aufführete! O du unsinniger Tor du! Gott deinen Herrn – im Gnadenwege noch dazu – eine Audienz erteilen! Nein Freund, das geht etwas zu weit. Ich ein Paulus erbebe vor diesem Gedanken, und du kannst ihn denken und solches verlangen? – Nein, das kann unmöglich dein Werk, sondern nur ein Werk des Satans sein. Ermanne dich daher und stehe ab von deiner zu ungeheuer großen Torheit. Ich bitte dich, werde ein Mensch – vor Gott!«
10 Spricht der Starrsinnige: »Ein Regent spricht nach seiner gewohnten Weise, und ein Apostel nach der seinen; ich verstehe aber unter einer Audienz nicht gar so etwas Himmelschreiendes, als wie er; und ich meine, daß das unmöglich gar so hoch gefehlt sein kann, so ich den Herrn zu mir bitten lasse; denn auf der Erde schickt man ja auch um einen Geistlichen, daß er dann komme mit Christus, dem Herrn, indem man selbst als ein Kranker nicht zu ihm kommen kann. Mache daher keinen solchen Lärm, als ob deshalb schon Himmel und Erde eingestürzet wären.
11 So du schon ein weiser Lehrer bist, so bedenke dabei, daß zwischen einem Kaiser, der freilich auch nur ein Mensch ist, und einem gewöhnlichen Menschen doch immer ein himmelhoher Unterschied obwalten muß. In welcher Sphäre jemand lebt, in der bildet sich auch sein Leben zu seiner eigentlichen Natur aus; der Adler horstet ganz heimisch und gemütlich auf den schwindelndsten Höhen; trage eine Haushenne hinauf auf eine Felsenspitze, deren Höhestand über die Wolken hinausragt, und sie wird lebendig nimmer in's tiefe Tal hinabkommen; dem Fische ist das Wasser sein Lebenselement; einem Erdtiere ist es der Tod. Was aber physisch sich bewähret, das findet auch physisch unter den Menschen statt; so ich also hier vor dir meiner hohen Seelennatur nach rede, da wird das ja doch nicht so weit gefehlt sein können, als wenn ein anderer gewöhnlicher Mensch sich also zu reden unterfangen würde.
12 Ich war einmal ein Kaiser; das kann mir kein Gott nehmen, so lange Er mir die Rückerinnerung beläßt, und sonach bleibe ich denn ein Kaiser auch vor Gott ewig – in meiner Erinnerung. Daß ich aber hier weiter nichts mehr zu gebieten habe, das weiß ich schon lange, so wie er, mein polternder Freund! Ich brauche daher aber auch nichts weiteres mehr von ihnen; ich werde mich schon selbst weiter fortbringen. Ich habe von jeher nichts weniger leiden können, als irgend jemanden, der mir etwas und wenn es selbst das Beste gewesen wäre, hatte aufdringen wollen; und so bin ich noch ein abgesagter Feind von allem Aufgedrungenen. Wolle mir also gar nichts aufdringen, so werde ich das Gute und Wahre von selbst aufnehmen und danach tun und handeln; sonst aber bleibe ich, wie ich bin, ob gut oder schlecht, das ist eines; verstanden, er Polterpatron?«
13 Sagt Paulus: »O ja, sehr gut; bemerke aber bloß ganz einfach nur hinzu: So lange das Ego (dein ich) als maßgebend und vorwaltend dir zu einem Richter dienen wird, so lange wird das Ego des Herrn nicht Wohnung nehmen in deinem Herzen. Die äußeren Lebensverhältnisse und Unterschiede allein für sich berücksichtigend, hast du recht in allem, was du, wenn auch gegen meine Person sehr anzüglich, in deiner dich entschuldigenden Rede mir vorgesaget hast; aber die inneren Lebensverhältnisse sind von einer ganz anderen Art; diese, weil sie dir ganz fremd sind, mußt du sie dir vorerst aufdringen lassen, sonst kommst du in der Geisterwelt, deren Einwohner du nun schon nahe ein paar hundert Erdjahre bist, nimmer auf ein grünes Plätzchen. Ich bin ja dein Feind nicht, darum ich dir die volle Wahrheit offenbare nach der Beheißung des Herrn; so ich aber dein Feind nicht bin, warum behandelst du mich aber, als so ich dein Feind wäre?« –
14 Sagt der Harte: »Ich behandle dich nicht als Feind; aber du gefällst mir nicht; darum will und muß ich einen anderen haben, und ihn hören, auf daß ich recht weiß, was ich zu tun habe.«