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Kapitel 189

Cyprian beim Herrn; der beste Dank. Mögliche Gerichtswege über Rom

Am 4. Mai 1850

1 Robert geht nun zu den sehr vielen Freunden hin und verkündigt ihnen, was nun nach Meinem Willen zu geschehen habe.

2 Während dem aber tritt der Pater Cyprian, seine Freunde, den Dismas und den Pater Thomas samt dem General verlassend – zu Mir hin und sagt: »Herr, Du bester Vater der Menschen und Engel; das rein höllische Zwischenspiel hat ein hübsches Weilchen hindurch gedauert. War aber eben nicht sehr amüsant. Das Beste an der Sache ist, daß da mit dem Verschwinden jenes wirklichen Ursatans auch mein Faksimile (orginalgetreue Nachbildung) nun aus meiner Brust gänzlich verschwunden ist; denn die beiden Brüder, der Dismas und der Thomas, haben mit mir nahe den gleichen Exorzismus ins Werk gesetzt, wie dort im Norden der famose Kado mit der Pseudo-Minerva, und ich bin nun, so weit ich mich nur immer durchforsche, wenigstens von allem dem, was in mir, wie gesagt, römisch war, rein; Geiz, Neid, Habsucht, Herrschsucht und Rechthabegier sind nun ferne von mir; mit einem leichten und freien Gemüte stehe ich, o Herr, nun vor Dir und bitte Dich auch um einen kleinen Segen. Es ist die Bitte wohl ein wenig verwegen, ich sehe es ein; aber da Du schon den guten Bruder Robert gar so übermäßig gesegnet hast, daß er sich nun vor lauter Segligkeit nahe nimmer zu helfen weiß, so wirst du ja auch mir meine Bitte nicht für eine Art Vermessenheit anrechnen.« –

3 Rede Ich: »Nein, nein, das ewig nicht; aber nur kommst du mit deiner Bitte etwas zu spät; denn Ich habe dich schon gesegnet.« – Spricht Pater Cyprian: »So ist es an mir, Dir, o Herr und Vater, zu danken.« –

4 Sage Ich: »Ist auch schon geschehen; denn Ich lese es in deinem Herzen und das ist Mir der gültigste und angenehmste Dank. Hast du Mir aber den besten Dank schon geleistet, wozu nachher noch einen schlechteren hinzufügen wollen?« – Spricht Pater Cyprian: »Ja, aber davon weiß ich ja selbst beinahe kaum etwas; wie solle dann eine mir selbst nahe ganz unbewußte Handlung vor Dir einen Wert haben können.« – Sage Ich: »Weil sie Meiner Lehre im Evangelium gemäß ist, allwonach auch die rechte Hand nicht wissen solle, was Gutes die Linke tut in Meinem Namen. Meinst denn du noch immer: Ein Mir wohlgefällig werden sollender Dank muß Mir – nach Roms Art – unter weithin schallendem Geläute aller Glocken, unter den gewaltigsten Tönen der Orgeln, Pauken, Trompeten und Posaunen, und unter dem gräßlichen, sinnlosesten Geplärre lateinischer Hymnen dargebracht werden. O Freund! sieh', alles das ist vor Mir ein barster Greuel. Wer Mir recht danken will, der danke Mir im Herzen, und zwar also, daß sein hochweiser Verstand dabei nicht viel mehr zu tun hat, als ein gemeiner Handlanger, bei was immer für einer Meisterarbeit. Und solch einen Dank hast du Mir schon dargebracht; nun, so Ich damit überaus zufrieden bin, was willst du nacher denn noch?« –

5 Spricht Cyprian: »Mein Gott und mein Herr! Du bist zu gut, zu gnädig und zu sehr barmherzig, daß Du die puren Gedanken des Herzens als etwas Dir Wohlgefälliges ansehen magst. Ehre, Lob, Liebe und Preis sei darum dir allein ewig; Du ordnest alle Dinge richtig und Deine Kinder führst Du den rechten Weg, daß sie nimmer irren können in der Fülle und verfehlen den rechten Weg. Ich war zwar sehr in der Irre, und mein Herz machte seine Lebensschläge in großer Trübnis; aber Du ließest es nicht zu, daß da erstarrte mein Herz in seiner Nacht, und keiner Pulse der Liebe zu Dir mehr fähig wäre, darum ewig Dir allein allen Preis, allen Ruhm, alle Ehre, alle Anbetung und alle unsere Liebe. –

6 Es geht zwar nun wieder auf der Erde sehr traurig, düster und finster zu, wie ich es jetzt häufig merkte; aber es ist recht also, wie Du, o Herr, es zuläßt; denn es muß ja auch das Unkraut zur Reife kommen, und seine Wurzel dürre werden und tot, auf daß es dann vom Grunde aus zerstöret und vernichtet werden kann. Wie das Gute von Dir, so auch muß das Böse sich tatkräftig äußern, damit es als wahrhaft Böses erkannt und verworfen werden möge; und so läßt Du nun auch die arge Pflanze einen Wuchertrieb tun, auf daß sie desto eher dürr und tot werde. – Ein Stein, der nie in die Höhe geworfen wird, kommt nie zum Falle; so Du aber den Pfaffen sich aufzuschwingen zuläßest höher und höher, so ist ihnen dadurch auch der Fall gegeben.

7 Das Böseste auf der Erde ist nun das römische Pfaffentum; es erhebt sich nun unter der Maske der Frömmigkeit, und steiget und steiget höher und höher; aber so es bald mit seinem stolzen Flügelpaare an die eherne Decke Deiner Himmel schlagen wird, da werden ihm die Flügel zerstöret werden, durch Feuer aus den Himmeln, und es wird da einen erschrecklichen und letzten Fall tun, nach dem keine Erhebung mehr möglich sein wird. Ein trauriger Weg zwar; aber gut, recht und gerecht ist er, und verfehlet nimmer des rechten Zieles Mitte.

8 Ich war falsch, schlecht und böse vor Dir und Deiner Erde, o Herr; und stieg und stieg höher und höher, um desto tiefer zu fallen. Aber als ich gefallen bin vollends, da erst kamst Du, o Herr und halfst mir wieder empor, und machtest so aus einem Teufel einen Menschen nach Deinem Maße und nach Deiner Zahl; und so tust Du, o Herr, fortwährend; darum sei Dir wieder aller Ruhm, alle Ehre, aller Preis, alle Anbetung und alle Liebe; denn Deine Erbarmungen sind unbegrenzt und Deine Liebe und Gnade erfüllen da alle Räume der Unendlichkeit. Den Niederen erniedrigst Du noch mehr, auf daß er vollkommen werde und näher käme Deinem Herzen; aber die Hohen erhöhest Du, und bereitest ihnen den vollkommenen Fall, auf daß sie dann als Gefallene ersehen mögen, wie gar so eitel da war all ihr Mühen, und wie gar nichts sie sind vor Dir, o Herr! Wohl aber denen, die ihren sicheren Fall merken werden, und werden sich demütigen vor Dir; die aber sich in ihrem Falle werden erhalten wollen, denen ein dreifaches Wehe; denn ihr Weg wird ein heißer sein, und ihre Umkehr nahe unmöglich.

9 O Rom, o Rom! du pochest vergeblich an die eherne Pforte deiner alten Macht. Siehe, die Riegel sind verrostet und unbeugsam die Querstangen, mit denen du selbst die Türe zum Gottesreiche verrammelt hast allen, die da hinein wollten. Ich stehe vor Gott, dem Allmächigen, und sein Auge sagt mir: deine letzte Mühe wird dir einen schnöden Lohn bringen. Du dürstest nach Blut, und Feuer willst du speien über der Erde weite Triften; aber wehe dir! Der Herr hat dir eine Nacht vorbereitet, die dich selbst verschlingen wird, wie eine hungrige Schlange einen Sperling!« –

10 Sage Ich darauf: »Amen, ja so sei es; du hast gut, wahr und weise geredet vor Meinem Angesichte und so sei es, wie du nun geredet hast vor Mir!«


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