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Kado und Minerva, Fortsetzung des Streitgespräches, die leidenschaftliche Enthüllung des dummen Satans (Minerva). Die Weisheit Kados gibt ihr den guten Rat sich an Jesus zu wenden
Am 11. März 1850
1 Miklosch: »Spricht Kado: »Aber liebe Mutter der Unendlichkeit, allerholdeste und schönste Minerva! Aber warum mußt du denn gerade vor diesem gewiß sehr menschenfreundlich klingenden Namen einen solchen Widerwillen haben? Was hat er denn dir getan? Ich meines Teils finde gerade in diesem Namen sehr viel Tröstendes und Beruhigendes. Also heraus mit der Farbe, was für einen Haken hat es denn da?« –
2 Spricht die Minerva ganz erbost: »Freund! da hat es den allerunendlichst größten Haken, den wohl alle Ewigkeiten nicht gerade biegen werden! Denn in diesem Namen ist die Gottheit wahnsinnig geworden, (Sie) hat ihre Urhöhe und Tiefe verlassen und hat sich aus einer alleralbernsten Liebe zu ihren Phantasiegeschöpfen in einen engen Schlafrock gepfercht, aus dem Sie nun nicht mehr herauszubringen ist! – Denke dir die aus purer Affenliebe zu Ihren Geschöpfen von ihren allermistigsten Kreaturen maltraitierte, an's Kreuz gehängte Gottheit, eine Gottheit, die sich zu einem Aase herunterwürdigt, anstatt auf ihrer unendlichen Höhe und Glorie in meiner lichtvollsten Gesellschaft zu bleiben, und zu herrschen über die vollendedsten Wesen, die da aus mir ihr unverwüstbares Dasein nehmen. Was? frage ich, was kann ich als die höchste noch durch nichts getrübte Weisheit von solch einer toll gewordenen Gottheit denken und halten? Ich könnte vor Schande und Schmach vergehen, wenn ich solch eine entsetzliche Erniedrigung anschaue, und schauen muß, weil sie wirklich da ist. Siehe, Tor! da hat es den Haken! Würde ich auch mit der Gottheit toll, so geht die ganze Unendlichkeit in Trümmer, und alle Wesen haben zu sein aufgehört, wie ich dir's schon früher sagte; siehe das ist der verzweifelte Haken.«
3 Spricht Kado: »Merkwürdig, merkwürdig, merkwürdig! aber was ist denn hier so ganz eigentlich merkwürdig! O nicht die Erniedrigung der Gottheit zu ihren Geschöpfen herab; o nein, das ist in meinen Augen noch lange nicht so merkwürdig, als daß die mir sich als höchstweise darstellende höchste Göttin Minerva so schauderhaft geistesbeschränkt ist, ihr von der großen Gottheit eine gar so saudumme Vorstellung als permanent fixiert zu machen. Erlaube mir, wie kann die Gottheit, als der reinste Urgeist aller Geister, als die mächtigste Urkraft aller Urkräfte und aller der von dieser Kraft ausgehenden sekundären Kräfte, je möglich schwach werden? Sie, die die Unendlichkeit umspannet, und danebst aber der ewigste und festeste Mittelpunkt aller Mittelpunkte ist, könnte je schwach, ja – quod incredibile dictu! – am Ende sogar wahnsinnig werden! Nein, Minerva, dieser Witz ist dir nicht gelungen. Du magst sonst sehr weise sein, ja sogar so weise, als wie du – im Ernste sagst – ungeheuer verführerisch schön bist; aber der Witz mit der göttlichen Schwäche und Tollheit ist dir nicht gelungen, und ich möchte dir beinahe mit dem Ausrufe des alten griechischen Malers – (»Schuster bleib bei deinen Leisten«) dich zurecht weisend entgegenkommen. Aber ob deiner enormen Schönheit, die sicher einen jeden armen Sünder zur Anbetung auffordern müßte, so er dich zu sehen bekäme, verschone ich dich ernstlicher Weise damit. Zudem sehe ich, daß du außerordentlich herrschsüchtig bist, und daß es dir beliebt, mit mir dir einen Spaß zu machen, und so ärgere ich mich auch gar nicht mehr über deine wenigstens mir bezeigte Dummheit.
4 Aber so du es annehmen willst, weil ich schon gar so ein großes Wohlgefallen an deiner allereminentesten Schönheit habe, und dich sogar im Ernste etwas liebe, und noch mehr lieben möchte, so ich mir's getrauete, so gebe ich dir einen Rat, und dieser besteht darin, daß du dich mit dem Gottmenschen Jesus auf einen freundschaftlichen Fuß stellen sollest! Lasse wenigstens Seinen Namen in deinem Reiche oder was es sonst noch ist (?!) öfter ausrufen zu deiner eigenen Überzeugung, was da doch etwa daraus entstehen könnte, aussprechen, und ich bin überzeugt, daß du schon dadurch in aller Kürze für bleibend zu ganz anderen Begriffen und Vorstellungen über die Gottheit gelangen wirst. Siehe, ich bin auch ein Teufel, vielleicht viel ärger noch denn du, und kenne, wie gesagt, Jesus nur dem Namen und einigen Paragraphen Seiner Lehre nach, die wahrlich höchst göttlich weise sind, und sogar jedem nur einigermaßen reell denkenden Geistteufel oder Fleischteufel die höchste Bewunderung abnötigen müssen; aber es kommt mir wahrlich gar nicht schwer an – Ihm die tiefste Achtung zu zollen; warum solle denn das dir gerade schon gar so schwer und unausführbar vorkommen?
5 Geh, und mache nun einmal eine Gescheite; denn dumm warst du ja ohnehin schon lange genug! Schau, wir zwei taugeten denn doch so hübsch für einander. Es wird deswegen noch Schlechtes genug geben, wenn es auch gerade nicht mehr von uns ausgehen wird. Denn für junge Teufel haben wir, glaube ich, doch so hübsch vorgesorgt, und der gute Herrgott wird so noch hübsch eine Weile zu tun haben, bis Er aller unserer Nachkommenschaft vollends Meister wird (!), so auch wir unser nahe ewig währendes Teufelmachungsgeschäfte für immer aufgeben. Es darf dir darum schon wahrlich nimmer leid sein; denn du hast davon noch allezeit einen scheußlichsten Lohn empfangen; und so du dein Geschäft fortsetzest, so wird dafür dein Lohn statt besser, nur immer scheußlicher werden; und am Ende könnte es der allmächtigen Gottheit so bei einer launigen Gelegenheit irgend einmal denn doch einfallen, dich für ewig ganz zu vernageln (!?) und was hättest du dann von allen deinen allersauersten Mühen und Arbeit?* Daher folge meinem Rate, und das um so mehr, da du dabei sicher am wenigsten verlieren kannst, indem du mir doch selbst ehedem deutlich genug zu verstehen gabst, daß dadurch deine Existens für ewig, sowie die der Gottheit unverwüstbar sei.« –
6 Die Minerva ist hierauf stumm, stehet als ein unbeschreiblich schönstes Weib knapp am Hügel auf ihrem Phaeton, und scheint – manchmal einen Blick nach dem Kado werfend – über die Worte desselben nachzudenken.« *Nota bene: (Hier vernehme ich Schreiber deutlich die Worte, auf slavisch also lautend: Vesc! da to sclei stoji? Zu deutsch: Weißt du, daß diese Sache nun stehet? Der Schreiber merkt dies der sicher denkwürdigen Sonderbarkeit wegen hier an, obschon es hier nicht in die Beredung zwischen Kado und Minerva taugt.)