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Kado und Minerva, eine derbste Kraftszene zwischen Helena und Minerva. Vom biblischen Grund der Könige. Eine eindrigliche Belehrung und Mahnung an die Minerva-Satana, danach geht sie weg
Am 24. Mai 1850
1 Spricht die Minerva, sich vom Kado abwendend und wie schon im sich entfernen begriffen: »Ich werde gehen, so ich es selbst werde wollen; aber gebieten lasse ich mir's von niemanden, weder von Gott noch von jemand anderen, der da wähnt, als habe er über mich irgend eine Gewalt! Verstanden Herr Kado? Ich bin auch eine erste Majestät der ganzen Unendlichkeit und alle Wesen müssen erbeben, so ich mein Haupt und meinen Arm erhebe. Verstanden, Herr Kado? Ich werde mit euch nun in einem ganz anderen Tone zu reden beginnen; denn meine Macht und meine nie besiegbare Kraft erteilen mir dazu das unbestreitbarste Recht; wo aber ist der, der es mir nehmen könnte? Ich allein bin ein Herr; alles andere ist unter meiner gouvernementalen (regierungsfreundlichen) Knechtschaft von Ewigkeit her gewesen!«
2 Unterbricht sie Helena sagend: »Meine lieben Freunde und Brüder! Jetzt halt' ich es aber nimmer aus! Nein, was diese Ewigkeitssau sich alles zu sein einbildet, das ist ja der ganzen Unendlichkeit ungleich! Jetzt will sie sogar mehr als Gott der Herr selber sein! Na, das ginge unsereinem noch ab! O du Mistsau du, höllische du! jetzt schau, daß d' weiter kömmst, sonst werden meine Mandelbäume für dich bald zu blühen anfangen; o du Mistsau du!« – Spricht die Minerva: »Schweige, du Lerchenfelder Jauchenkrott, sonst vernichte ich dich!« – Die Helena förmlich wachsend vor Ärger, spricht darauf sehr laut: »Waaaaaas sagst du, unterhöllisches Zündhölzl! du wunderbare Kasernen-Scheißhauslaterne, du ewige Parfümbüchse aus allen Schmutzwinkeln der ganzen Welt, du dürrster Ast am Baume der Erkenntnis, du alte Badewanne für alle venerischen Arschlöcher, du übergrausliches Schwein du, du willst mich vernichten! Na warte du grausliche, aller höllischen Misthaufen stinkendste Unterlag! Nicht genug, daß sie ohnehin mehr sein will, als alle Menschen und Engel Gottes; nicht genug, daß sie mehr sein will als Gott selbst; nein, das ist dem Satan aller Satane noch viel zu wenig. Er oder sie, was immer ein und derselbe Satan ist, will auch dazu noch alles vernichten, mich auch und euch beide sicher auch. O ganz natürlich, was solle denn so einer allmächtigen Sau nicht alles möglich sein?«
4 Spricht vor Wut ganz bebend die Minerva: »Nein, das ist zu stark! Gott, wie kannst du es je zulassen, daß Dein urerstes vollkommenstes Geschöpf von einem Dreckwurme so gräßlich verlästert wird? Stopfe diesem ekelhaftesten Wurme das Maul, sonst muß ich mich an ihm vergreifen!«
5 Bemerkt die Helena zum Robert: »Aha, läßt schon ein wenig mit sich handeln, die Mistsau! Jetzt ruft sie schon den lieben Herrgott an; aber der wird ihr was pfeifen!« – Hier tritt die Minerva ganz von Wut entbrannt zur Helena hin und sagt mit einer gellenden Schreistimme: »Wenn du nur noch ein Wort redest, so vergreife ich mich an dir, so wahr ein Gott lebt.«
6 Die Helena aber springt hier vor Ärger auf und gibt der Minerva eine derartige wohlgezielte Maulschelle, daß die Minerva niedersinkt und einige Schritte von der Helena hinweg purzelt und da eine Weile ganz erschöpft liegen bleibt. – Die Helena aber, ganz erfreut über ihr gelungenes Zuchtwerk an der Minerva, sagt nach der wohlgeführten Maulschelle: »Da hast du stolzer Wanzenduft aus der Hölle so ein kleines Vorspiel; wann's aber beliebt, so kann's Hauptspiel schon nachfolgen.« –
7 Spricht die Minerva, sich vom Boden erhebend und ihr Gesicht abwischend: »Habe hinreichend genug, um mir den gediegensten Begriff von der Humanität und zartesten Liebenswürdigkeit der lieben Kindlein des Herrn Himmels und aller Erden zu machen. Besonders schön aber ist das von dir Kado, der du mich auf dem bewußten Hügel dort nahe vor lauter Liebe gefressen hättest, daß du mich hier sogleich mir und dir nichts ohrfeigen läßt, als wäre ich irgend auf der Erde noch ein allerletztstes Kuhmensch, um recht gemein zu reden. Es bleibt dir aber angemerkt, verstehe!«
8 Spricht Kado: »Ist dir sehr recht geschehen; warum bist du nicht gegangen, als ich dich zu gehen beheißen habe?« – Spricht die Minerva: »Aber, habe ich denn von Gott deshalb den freiesten Willen empfangen, um ihn für ewig in des Gehorsams engste Zwangsjacke einzupferchen? Hätte es der Schöpfer gewollt, daß ich gehorchen solle, so hätte Er mich doch sicher auch gleich wie dich mit einem gehorsamen Willen begabt; aber da Er das sicher nicht wollte, da bin ich denn auch wie ich bin, nämlich meines eigensten und niemanden gehorchen könnenden allerfreiesten Willens; siehe, so Gott alle Wesen und alle Geister gleich mit einem gehorchenden Willen begabt hätte, wer würde dann den blinden Völkern auf der Erde einen regierenden Kaiser, König, Herzog und Fürsten abgeben können? Denn das wirst du doch wissen, daß auf der Erde die Kaiser, Könige und Herzöge und Fürsten niemanden zu gehorchen pflegen (?!) außer einem guten Rate zu ihren Gunsten.« –
9 Sagt Kado: »O ja, das weiß ich! Darum sprach aber Jehova durch den Mund Samuels zu den Kindern Israels: Zu allen Sünden, die dies Volk vor Meinen Augen schon begangen hat, tut es nun auch diese größte hinzu, daß es gleich den Heiden von Mir einen König verlangt. Ja, es solle einen haben, auf daß er es züchtige und führe in die Gefangenschaft. Siehe, so lautet das Gotteszeugnis über die Könige. – Wie kannst du daraus wohl schließen, daß die gegenwärtigen wie vorgewesenen Regenten aus dem Willen Gottes hervorgegangen sind? Ich sage dir: Die Regenten aller Zeiten, auch die besten, sind nicht aus dem Willen Gottes, sondern lediglich aus dem Willen der Völker der Erde hervorgegangen und bestehen noch gegenwärtig also. Würde ein Volk irgend zu der Erkenntnis kommen, daß es Gott in aller Wahrheit zum ewigen Regenten über sich setzete, so würde Gott solch ein Volk auch sogleich von dieser Zuchtrute frei machen und es Selbst leiten durch Seine Engel in Menschengestalt; aber so die Völker nur um das Gegenteil, also um eine beständige Erhaltung solcher Zuchtrute zu Gott flehen, so müssen sie sich aber auch alle die Schläge gefallen lassen, die ihnen ohne alle Schonung von dieser Rute zugefügt werden.
10 Dein Beispiel also fällt ins Blaue, mittelst dem du deinen Ungehorsam beschönigen wolltest; denn alle die Regenten, mögen sie gut oder böse sein, gehen nicht aus dem Willen Gottes, sondern aus dem Willen und Hochmute der Menschen hervor, die da groß und mächtig sein wollen, durch den Glanz ihres Königs. Aber weil die dummen Menschen lieber einen Menschen über sich gesetzt haben, als Gott, den Herrn aller unendlichen und ewigen Herrlichkeiten der Herrlichkeiten, so verleiht Gott diesem Menschen auch nach der Beschaffenheit der ihm untergebenen Menschen jene diktatorische Gewalt, mit der er sie, die Untergebenen, so ganz nach seinem Willen leiten und züchtigen kann, so sie irgend seine Gesetze nicht beachten; und diese Gewalt ist dann auch von oben und der König muß sie üben, weil er von oben so gerichtet wird; denn es stehet geschrieben: In seinem Zorne gab Gott den Juden einen König. Der Zorn ist aber keine Liebe, die alles frei macht, sondern ein Gericht, das da alles bindet und nötigt. Glaube du ja nicht, daß da ein König wollen kann, was er frei will, sondern glaube, daß ein König wollen muß, wozu ihn der Gotteszorn nötigt; hat ein König auch keinem Menschen zu gehorchen, so muß er aber doch Gott wissentlich oder unwissentlich gehorchen. Aber so er Liebe übt für Recht, so wird Gott Seinen Zorn im gewalthabenden Könige auch sänftigen und in Liebe umwandeln. Verstehst du solches?
11 So du mich verstehest, so werde sanft! und übe Liebe! so wird Gott dich ansehen, und sanfter und sanfter zeihen dein Herz; und ein sanftes Herz wird dich in alle Zukunft bewahren vor einer Mißhandlung, so wie auch sanfte Könige von ihren Völkern am wenigsten zu befürchten haben, so ihre Handlungen im übrigen den Gesetzen nach gerecht sind und keine Blößen haben. Gehe und werde also! so wirst du Ruhe haben und wirst geachtet sein; denn die wahre Achtung wird nur aus der Liebe gezeiht, wie auch jede Freiheit. Der aber ihm eine Achtung erzwingen will, dem wird sie nimmer in der Wahrheit, sondern nur zum Scheine aus Furcht Achtung erweisen; und diese Achtung ist keine Achtung, sondern nur ein Fluch, und zwar derselbe Fluch, der seit deinem Beginne dein Anteil ist. Fasse solches und gehe und ändere dich!«
12 Spricht die Minerva: »Ja, ja, ich gehe und werde mich bestreben, mich wo möglich zu ändern.« – Hier kehret sie den dreien den Rücken zu und geht von dannen, und verliert sich bald aus dem Gesichtskreise der Helena und des Robert, aber nicht auch aus dem des Kado.
13 Als aber die Helena nun von der Minerva nichts mehr ersieht, sagt sie: »Gott dem Herrn allein das Lob, Der mir in eurer Mitte den Mut gegeben hat, daß ich dieser ersten Feindin alles Lebens die Courage habe abgewinnen können. Ich meine, von nun an dürften wir vor ihr endlich einmal wohl Ruhe haben?« – »O ja«, spricht Kado, »wir wohl; aber auf der Erde wird sie noch viel Unheil stiften; aber dann wird sie mehr und mehr in sich gehen durch gewaltige Züchtigungen und Demütigungen. – Aber nun fragt es sich, was wir nun beginnen werden. Denn sehet, die Pforte hat sich noch nicht geöffnet; was werden wir nun tun?«