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Wer Arme aufnimmt, der nimmt Jesus auf! Heilung, Bekleidung, Speisung mit geistiger Milch und danach mit Brot und Wein. Szene mit der Jesus liebenden Jungfrau, deren Bittgebet und Beichtgebet enhüllt ihr irdisches Leben und ist die Mutter von Mathilde Eljah
Am 19. Oktober 1850
1 Spricht Robert: »Herr und Vater! je mehr Gäste sich unter das Dach meines Hauses ziehen, desto größer wird meine Freude und Seligkeit; aber nur möchte ich wieder wissen, wie die Seelen des Steierlandes mit mir in irgend einer Entsprechungsverwandtschaft stehen; sind das etwa auch Uraniden?« – Sage Ich: »O nein! Das sind sie nicht und brauchen es auch nicht zu sein. Das sind Arme und als solche stehen sie ja wohl am allernächsten. Auch hier gilt der Grundsatz: »Wer einen Armen aufnimmt in Meinem Namen, der nimmt Mich auf.« Ich meine, Bruder Robert, darin liegt wohl ein allermeister Hauptgrund, warum Ich es also zulasse, daß auch solche armen Seelchen in deinem großen Hause eine rechte Aufnahme finden sollen.« –
2 Sagt Robert: »O Herr und Vater! dann nur alles, was da arm ist auf der Erde, in mein Haus, denn an Raum im selben fehlt es wahrlich nicht. Wenn in einem Hause Sonne, Mond und Sterne und die ganz Erde Platz haben, da können wohl gar viele Arme Platz finden und haben. Ja, wo Du, o Herr, Dich Selbst schon so lange fast ununterbrochen aufhälst, da hat die ganze Unendlichkeit Platz in Genüge.«
3 Nach dieser guten Bemerkung Roberts kommen mehrere Tausende von armen Seelen und lagern sich in gedehnten Reihen um den Hügel und bitten um Hilfe und um eine rechte Genesung von ihren mannigfachen irdischen Übeln, die an der Haut ihrer Seele noch von der losen Welt her hängen geblieben sind. Diese Bitte wird auch alsogleich erhört und in's erwünschte Werk gesetzt. Sogleich bekommen diese Seelen ein ganz gutes Aussehen und werden mit weißen Kleidern angetan, wovon der männliche Teil grün verbrämt und der weibliche rot verbrämt erscheint.
4 Nachdem die Armen alle so gut hergestellt sind, wird von uns aus ein Bote an sie gesandt mit der Weisung, sie alle auf die Höhe des Plabutschberges zu führen, allwo sie schon alles nötige finden werden, als Milch, Brot und Wein; denn solche schwachen Geister müssen zuvor mit der geistigen Milch gesättigt werden, damit sie aus solcher Kost so viel Kraft erlangen, um bald darauf Brot und Wein vertragen zu können. Der Bote aber ist einer der Einnehmer, der uns in Wien zuerst folgte. Er bringt sie alle in schnellster Bewegung auf die Höhe dieses vorbezeichneten Berges, wo die Armen alles in der reichsten Bereitschaft antreffen, was ihnen nottut.
5 Als sie gesättigt sind, zum ersten Male im Geistesleben, da können sie nicht danken genug und wissen nicht, was alles für Liebes und Angenehmes sie dem Boten tun sollen. Dieser aber verweiset sie gar sehr freundlich auf Mich, den alleinigen Geber aller guten Gaben, und zeigt ihnen an, daß Ich Selbst sie bald besuchen werde, und sie da mit ihren Augen zum erstenmal Gott, den Herrn, ihren Schöpfer und Vater sehen und von Ihm Selbst für ewig werden gesegnet werden. Als sie das vernehmen, da ist es völlig aus vor Freude bei ihnen.
6 Ein Wesen aber von ungewöhnlicher Schönheit, eine Jungfrau, wird ganz schwermütig, als sie die Nachricht von Mir erhält. Ihr Herz, das schon auf dieser Welt stets nach Mir gekehret war, wird voll Feuer, und ihre Liebe zu Mir wird heftiger und heftiger, so daß sie sich nicht zu helfen weiß. In einem äußerst sanften Tone sagt sie zum Boten: »Edler Freund meines allergeliebtesten Jesus! Ich bitte dich, führe mich zu Ihm hin. Ich lebe nur für Ihn; Er allein ist mein alles; Er ist mein Gott, mein Vater, meine Liebe !!!« –
7 Sagt der Bote: »Meine allerschönste, teuerste Schwester! siehe, ich bin nur ein Knecht des Herrn und darf nur das tun, was mir vom Herrn geboten wird. Aber ich kehre nun eben zu dem Herrn zurück und werde ihm allerinständigst dein Anliegen vortragen. Sei ganz versichert, ich werde deiner nicht vergessen; denn du hast dich auch in mein Herz zu wundertief eingegraben, und ich weiß kaum, ob du daraus je wieder den Ausweg finden wirst, daher kann ich deiner ja unmöglich vergessen. Lebe wohl unterdessen, vielleicht sehen wir uns schon in wenigen Augenblicken wieder.«
8 Hiermit verläßt der Bote die schwermütige Schönste und begibt sich zurück. Als er aber kaum den halben Berg herabkommt, sieht er sich um und sieht die Schwermütige ihm nahe an der Ferse folgen. Da bleibt er stehen und sagt: »Aber meine himmlisch Schönste, was tust du? Du weißt denn ja doch, daß ich nicht mehr tun darf, als wie weit mir ein Gebot gegeben ist. Warum verfolgst du mich denn?« – Sagt sie: »O Freund! hast du denn auch ein Gebot erhalten, mich auf meinem Wege aufzuhalten?« – Sagt der Bote: »Nein, das gerade nicht.« – Sagt sie: »Nun, so lasse mich gehen den süßen Weg meines Herzens!«
Am 21. Oktober 1850
9 Der Bote weiß auf diese Äußerung der schwermütigen Jungfrau nichts weiteres mehr zu erwidern, sondern geht ganz naturmäßig seinen Weg weiter; aber kaum ein paar hundert Schritte weiter an der Stelle, wo es am halben Berge (der Höhe nach) auf dem gewöhnlichen Wege der Bewohner der Stadt durch den Steinbruch bei der »schönen Aussicht« heißt, komme Ich Selbst und zwar diesmal ganz allein dem Boten entgegen, der Mich denn auch gleich ersieht und erkennt und Mir auch sogleich seine Not mit der Schwermütigen klagt, die ihm nachgehe, obschon er es ihr gesagt hätte, daß er dafür kein Gebot erhalten habe, sie nach sich wandeln zu lassen.
10 Ich aber sage: »Hat sie dir denn nicht gesagt, daß sie dir nachwandle den süßen Weg ihres Herzens? Sie liebt Mich über alles und möchte an deiner Seite desto eher dahin gelangen, wo Ich als der einzige Gegenstand ihrer Liebe Mich befinde. Das mußt du in der Zukunft dir wohl recht sehr merken: Wo du solche Liebe findest, da darfst du ihr ja nie mehr den Weg zu Mir verwehren wollen; denn wo solch eine Liebe in einem Herzen wohnt, da wohnt auch schon die Vollendung des Geistes; wo aber ein Geist die Vollendung in sich trägt, da trägt er auch schon Mich in sich und kann ohne Furcht und Scheu sich Meiner eigentlichsten freien Wesenheit nahen. Wer selbst zum Feuer geworden ist, darf das Feuer nimmer fürchten. Wo ist nun die Geliebte Meines Herzens?« –
11 Sagt der Bote etwas betroffen: »O Herr! Etwa ein paar hundert Schritte hinter mir wird sie nun höchst wahrscheinlich klagen und weinen, weil sie sich denn doch nicht getraut hat, mir weiter zu folgen, obschon ich es ihr gerade weiter nicht mehr widerraten habe.« – Sage Ich: »Ei, ei, Mein lieber Freund, das darfst du ja wohl nicht mehr tun! Siehe die Arme leidet nun viel; darum führe Mich ja augenblicklich zu ihr hin!« –
12 Sagt der Bote: »Wohl weißt Du, o Herr, wo die Arme in der Liebe zu Dir beinahe sterbend Deines Wortes: »Komme zu Mir, Geliebte!« harret und hast noch nie eines Führers benötigt; aber Du, o Herr, hast mir es nun befohlen, und so wage ich es also zu tun, wie da lautet Dein heiligster Wille, von dem das Sein aller Wesen abhängt.«
13 Nach diesen Worten geht der Bote voran und Ich folge ihm und in einigen irdischen Sekunden Zeit sind wir beide an Ort und Stelle. Da finden wir die Liebste auf ihren Knien, ihr himmlischschönes Anlitz nach oben gekehrt und mit gefalteten Händen schluchzend und weinend und dazwischen also betend: »O Du meine alleinige, ewige Liebe, du mein Jesus, Du mein Gott und mein Herr! wie lange schmachtet mein Herz schon nach Dir, und noch immer kann ich nicht zu der Gnade gelangen, nur eine Minute lang Dein heilig Angesicht zu schauen! Ich muß zwar gestehen, daß mir durch sicher schon mehr denn zwölf Jahre in dieser Geisterwelt nichts abgegangen ist. Ich hatte recht viele Freuden an den guten Seelen, die sich von mir über Dich, o mein Herr, und über Dein heiliges Wort haben belehren lassen. Alle diese meine geliebten Schüler sind mir nun auch gefolgt und harren bei etlichen Tausenden auf dieses Berges Höhe des Herrn. Alles, alles haben wir getan, was wir, o Gott, aus Deinem Worte nur immer entnehmen konnten, das uns zur Anschauung Deines Angesichtes bringen könnte. Im letzten Stadium unseres Seins in dieser Welt fingen wir sogar zu fasten und uns förmlich zu kasteien an, aus sicher purster Liebe zu Dir, die stets mehr und mehr unsere Sehnsucht nach Dir belebte, aber es war bis jetzt alles vergebens. O Gott, o Vater! zeige uns doch aus Deiner stets so überschwenglich großen Gnade, welche Sünden denn an uns und ganz besonders an mir noch kleben!
14 Auf der Welt war ich in den etlichen letzten Jahren meines Lebens eine recht angesehene Frau, ward adelig, weil mein alter Gemahl adelig war, und genoß gar manche Auszeichnung; aber ich habe mir darauf nie etwas eingebildet. Einem Lehrer meiner Tochter habe ich wohl ein ziemliches Unrecht angetan, das war ein grober Undank von mir, denn er war ja wie von Dir in der Zeit der größten Finsternis als ein Licht vom Himmel in mein Haus gesandt und lehrte mich durch Wort und durch gewählte außerordentliche Lektüre, Dich, den heiligen Vater, in der Fülle der Wahrheit erkennen. Aber wie oft habe ich diesen Fehler bereut und beweint, wie oft heimlich auf der Erde noch und wie oft hier.
15 Die Ewigkeit ist ja lang, o Herr; gib mir nur die Gnade und die Gelegenheit; ich will alle meine irdischen Fehler und Gebrechen in Deinem allerheiligsten Namen gutmachen. War ich auch auf der Erde leider keine Jungfrau, so bin ich es doch aber hier; denn bis jetzt hat mich noch kein menschlicher Geist anrühren dürfen. Meine Liebe zu Dir, o Vater, war meine stets mächtige Beschützerin! O du Bote, du harter Bote des Himmels, der du mich dir nicht folgen ließest, wann, wann wirst du wiederkehren und mir Nachricht bringen von dem, den allein ich über alles liebe?! Du warst wohl sonst ein lieber Bote; aber hart, sehr hart warst du!« – Nach diesen Worten fängt sie wieder an zu weinen und verhüllt sich das Gesicht mit ihren Händen.